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Grafik, auf der unter anderem spielende Kinder, Menschen im Gespräch und eine ältere Frau mit einer Gehhilfe zu sehen sind

Bevölkerungsbewegung

Geburten und Sterbefälle (natürliche Bevölkerungsbewegung) sowie Zu- und Fortzüge (Wanderungen) verändern stetig die Zusammensetzung der Bevölkerung.

In Westfalen würde die Bevölkerung schrumpfen, wenn nicht Menschen aus anderen Teilen von NRW, Deutschland und der Welt ins Münsterland oder Ruhrgebiet, nach Ostwestfalen-Lippe oder Südwestfalen ziehen würden.

Natürliche Bevölkerungsentwicklung

In den vergangenen Jahren lag die Zahl der Sterbefälle stets über der Zahl der Geburten. 2020 wurden zum Beispiel rund 78.500 Kinder geboren, während etwa 100.000 Menschen gestorben sind. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung ist also negativ, sodass die Bevölkerung ohne Zuwanderung schrumpfen würde.

Die Zahl der Geburten stieg in den meisten Jahren zumindest leicht, 2014 und 2015 sogar sehr deutlich. Dass (wieder) mehr Kinder geboren werden, hat verschiedene Ursachen. Zum einen gibt es mehr Frauen, die (theoretisch) Kinder bekommen können, und zum anderen steigt die Zahl der Kinder pro Frau. Ersteres ist unter anderem damit zu begründen, dass unter den Schutzsuchenden in den Jahren 2014 und 2015 viele junge Frauen waren. Dass die Zahl der Kinder pro Frau steigt, liegt zum Beispiel an einer verbesserten Familienpolitik, guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Herkunft von Frauen, die als Geflüchtete nach Deutschland kamen (sie stammten teilweise aus Ländern, in denen eine Familie traditionell viele Kinder hat).

Weniger Geburten als Sterbefälle

Die Gesellschaft wird insgesamt älter: Es leben immer mehr Menschen in Westfalen, die mindestens 65 Jahre alt sind, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird stetig größer – das führt auch zu mehr Sterbefällen. Seit 2011 steigt die Zahl der Sterbefälle in Westfalen an, wenn auch mit leichten Schwankungen.

Grafik zeigt die Entwicklung der Geburtenzahlen und Sterbefälle zwischen 2011 und 2020

Zwischen 2011 und 2020 lag die Zahl der Sterbefälle stets über der Zahl der Geburten.

Wird nur die natürliche Bevölkerungsentwicklung betrachtet, schrumpfen Westfalen, NRW und Deutschland. 2020 wurde die Bevölkerung von NRW um 24,7 Personen pro 10.000 Einwohner:innen kleiner, die Bevölkerung in Westfalen schrumpfte noch mehr, nämlich insgesamt um 26,1 Menschen pro 10.000 Einwohner:innen. Besonders groß war der natürliche Bevölkerungsrückgang im Regierungsbezirk Arnsberg: Hier schrumpfte die Bevölkerung innerhalb eines Jahres um 35,6 Personen pro 10.000 Einwohner:innen.

Die einzelnen Gemeinden entwickelten sich teilweise höchst unterschiedlich: 195 von 231 Kommunen Westfalens weisen einen negativen natürlichen Bevölkerungssaldo auf. Besonders groß war der natürliche Bevölkerungsrückgang in Bad Sassendorf (Kreis Soest, 2020 lebten dort 97 Personen je 10.000 Einwohner:innen weniger als 2011), Bad Laasphe (Kreis Siegen-Wittgenstein, minus 95 Personen) und Warstein (ebenfalls Kreis Soest, minus 75 Menschen).

In zwei Kommunen, Lotte (Kreis Steinfurt) und Hüllhorst (Kreis Minden-Lübbecke), waren die Geburtenzahlen und Todesfälle ausgeglichen.

In 34 Kommunen gab es 2020 eine positive natürliche Entwicklung, das heißt, dort wurden mehr Kinder geboren als Menschen starben. Besonders große Bevölkerungsgewinne verzeichneten Augustdorf (Kreis Lippe, plus 71 Personen je 10.000 Einwohner:innen), Ostbevern (Kreis Warendorf, plus 46 Menschen) und Legden (Kreis Borken, plus 31 Menschen). Münster und Paderborn waren die einzigen Großstädte mit einem natürlichen Bevölkerungsplus, das bei zehn beziehungsweise sieben Personen je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern lag.

Karte zeigt die natürliche Bevölkerungsentwicklung: In welchen Gemeinden wurden 2020 mehr Kinder geboren als Menschen gestorben sind?

Nur in den dunkelroten Gemeinden wurden mehr Kinder geboren als Menschen sterben. Je heller die Einfärbung, desto größer ist der Sterbefall- gegenüber dem Geburtenüberschuss.

Wanderungsbewegung

Neben der Zahl der Geburten und Sterbefälle haben die Zu- und Abwanderungen einen Einfluss auf die Entwicklung und Zusammensetzung der Bevölkerung. Ein positiver Wanderungssaldo bedeutet, dass es mehr Einwohner:innen gibt, die in eine Gemeinde ziehen, als Menschen, die aus der Gemeinde fortziehen.

Zwischen 2011 und 2020 gab es in jedem Jahr einen Wanderungsgewinn, der bis 2015 stetig größer wurde. 2015 war der Wanderungssaldo besonders hoch, bedingt vor allem durch den Zuzug von Geflüchteten. Es sind also stets mehr Menschen nach Westfalen gezogen, als Einwohner:innen die Region verlassen haben.

Einen negativen Wanderungssaldo verzeichnete nur der Regierungsbezirk Detmold in den Jahren 2011 und 2016.

Im Regierungsbezirk Münster war der Wanderungssaldo 2011 besonders hoch, in diesem Jahr wurde in der Stadt Münster eine Zweitwohnsitzsteuer eingeführt.

Karte zeigt das Verhältnis von Zu- gegenüber Fortzügen an in den Kreisen und kreisfreien Städten im Jahr 2021

Nur aus dem Kreis Siegen zogen im Jahr 2021 mehr Menschen fort als zu. Gemessen an der Zahl der Einwohner:innen verzeichnete der Kreis Soest die meisten Zuzüge.

Wanderung von verschiedenen Altersgruppen

Welche Altersgruppe zieht besonders häufig um? Wohin? Und warum?

Besonders groß ist der Wanderungssaldo in Westfalen bei den Menschen unter 18 Jahren und in der Altersgruppe der 30- bis unter 50-Jährigen – das sind vor allem Familien mit Kindern, die zum Beispiel von einer Mietwohnung in der größeren Stadt in ein Haus oder eine Wohnung mit einem Kinderzimmer ziehen. Diese liegen oft in einer kleineren Gemeinde.

Auch bei den jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren gibt es einen hohen Wanderungssaldo, bedingt durch den Ausbildungs- oder Studienstart, für den viele junge Menschen in eine andere Stadt oder eine eigene Wohnung ziehen. Den westfalenweit höchsten Wanderungssaldo dieser Altersgruppe weist der Regierungsbezirk Arnsberg auf; der NRW-weite Saldo liegt noch darüber.

Auffällig ist auch der Wanderungssaldo bei den 25- bis unter 30-Jährigen, der in Westfalen negativ, in NRW aber insgesamt positiv ausfällt. Menschen dieser Altersgruppe beenden ihre Ausbildung oder ihr Studium und starten anschließend ins Berufsleben, viele ziehen dafür aus Westfalen weg.

Menschen, die älter als 50 Jahre sind, ziehen eher aus NRW und Westfalen weg, als dass sie zuziehen. NRW ist insgesamt stärker von einer Abwanderung von Menschen dieser Altersgruppe betroffen als Westfalen.

Diagramm zeigt den durchschnittlichen Wanderungssaldo je 10.000 Einwohner:innen zwischen 2017 und 2020 nach verschiedenen Altersgruppen

Abgebildet wird der durchschnittliche Wanderungssaldo zwischen 2017 und 2020. Die Angaben zur Anzahl der Personen beziehen sich auf je 10.000 Einwohner:innen.

Zu- und Fortziehen während der Covid-19-Pandemie

2020 blieb der Wanderungssaldo zwar positiv, fiel aber deutlich niedriger aus als in den Jahren zuvor; der Grund dafür war die Covid-19-Pandemie. Diese sorgte dafür, dass es insgesamt weniger Umzüge gab, das Wanderungsvolumen war also geringer als in den Vorjahren.

Zwischen 2017 und 2019 verzeichnete Westfalen jährlich durchschnittlich rund 450.000 Zu- und etwa 433.000 Fortzüge, was einem positiven Wanderungssaldo von knapp 17.000 Personen entspricht. 2020 zogen ungefähr 405.000 Menschen (entspricht einem Minus von etwa zehn Prozent) in die Region, während rund 394.000 Personen (minus neun Prozent) Westfalen verließen. Vor allem die Wanderungsverflechtungen mit dem Ausland gingen unter dem Einfluss der Pandemie zurück.

Natürliche Bewegung und Wanderung

Der demografische Wandel hat Westfalen bereits im Griff: Trotz einer zunehmenden Zahl von Geburten können die Todesfälle nicht ausgeglichen werden.

Auch die Wanderungsgewinne reichen nicht aus, um diese Lücke zu füllen, sodass die Bevölkerung in Westfalen insgesamt schrumpft. Nur 2014 und 2015 wuchs die Bevölkerung, als viele Menschen in Deutschland Schutz vor Krieg und Verfolgung suchten.

Diagramm zeigt die natürliche Bevölkerungsentwicklung und den Wanderungssaldo zwischen 2011 und 2020

Die natürliche Bevölkerungsentwicklung war zwischen 2011 und 2020 stes negativ. Im gleichen Zeitraum zogen mehr Menschen nach Westfalen hin, als Menschen aus der Region fort.

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