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Grafik, die unter anderem eine hügelige Landschaft mit Solar- und Windkraftanlagen sowie eine Person beim Fahrradfahren zeigt

Erneuerbare Energien

Deutschland will mehr Energie mit der Kraft von Wind, Wasser und Sonne sowie durch die Nutzung von Biomasse gewinnen. Die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und -gas sollen abgelöst werden, die Atomkraftwerke wurden abgeschaltet.

Dieser Artikel beschreibt den Ausbau der erneuerbaren Energien in Westfalen. Es geht unter anderem um die Stromerzeugung, die verschiedenen Arten von regenerativer Energie und die regionalen Unterschiede.

Erträge aus den Erneuerbaren

In den vergangenen Jahren wurde der Ausbau der erneuerbaren Energien vorangetrieben: Windkraft- und Solaranlagen wurden aufgestellt, Wasserkraftwerke und Biomasseanlagen gebaut. Auf diese Weise wird Energie zur Wärme- und Stromerzeugung zunehmend nachhaltig gewonnen.

In Westfalen wurden 2012 rund 9.600 Gigawattstunden (GWh) Energie mittels regenerativer Quellen erzeugt. (Zum Vergleich: Ein einzelnes Windrad mit einer Leistung von sechs Megawatt erzeugt so viel Energie, das etwa 3.500 Haushalte für ein Jahr mit Strom versorgt werden können.)

Bis 2022 wurde in Westfalen der Ertrag aus Erneuerbaren um etwa 111 Prozent gesteigert, sodass er bei rund 20.433 GWh/a lag. In NRW fiel die Ertragssteigerung mit 123 Prozent im gleichen Zeitraum sogar noch größer aus.

Tabelle zeigt die Summe der Erträge aus allen erneuerbaren Energien in GW/a pro Jahr 2012, 2020 und 2022

In NRW und Westfalen steigt der Ertrag aus erneuerbaren Energien.

In allen Regierungsbezirken wurde 2020 mehr Energie mit den Erneuerbaren erzeugt als 2012, im Regierungsbezirk Detmold wurde der Ertrag sogar verdoppelt.

Am meisten erneuerbare Energie wird im Regierungsbezirk Münster erzeugt.

Wind, Sonne, Biomasse und Wasserkraft

Am meisten klimafreundliche Energie wird mittels Windkraftanlagen erzeugt. Wind ist sowohl in Westfalen als auch in NRW die wichtigste erneuerbare Energiequelle.

2022 wurde in Westfalen fast die Hälfte der erneuerbaren Energie mit Windkraftanlagen, rund ein Viertel in Biomasseanlagen und etwa ein weiteres Viertel durch Sonnenenergie erzeugt. Wasserkraftwerke spielen (bislang) eine untergeordnete Rolle, denn sie liefern nur etwa zwei Prozent des Ertrags.

In den Regierungsbezirken Münster und Detmold liefern Windkraftanlagen die Hälfte der erneuerbaren Energie. Die Ernergieerzeugung mit Biomasse verliert im Vergleich zu 2012 an Bedeutung, der Anteil schrumpft.

Rund jede zweite Wasserkraftanlage NRWs liegt in den Mittelgebirgen in Südwestfalen. Allerdings spielt die Wasserkraft auch dort (bisher) eine untergeordnete Rolle, sie liefert im gesamten Regierungsbezirk Arnsberg knapp sieben Prozent des Ertrags.

Grafik zeigt die Anteile der verschiedenen Energiequellen am Ertrag in NRW, Westfalen und den drei Regierungsbezirken für die Jahre 2012 und 2022

Abgebildet werden die verschiedenen Arten der erneuerbaren Energiequellen mit ihrem Anteil am Gesamtertrag in NRW, Westfalen und den drei Regierungsbezirken in den Jahren 2012 und 2022.

Windenergie als wichtigste erneuerbare Energiequelle

In NRW, Westfalen und allen Regierungsbezirken wird mindestens ein Drittel der Erträge aus Erneuerbaren mit Windkraftanlagen gewonnen. In den Regierungsbezirken Detmold und Münster wird sogar rund die Hälfte der erneuerbaren Energie mit Windkraftanlagen erzeugt.

Die meisten Windenergieanlagen gibt es im Eggegebirge, dem Teutoburger Wald und dem Sauerland im Osten Westfalens. Eine Vielzahl weiterer Windräder steht im Nordwesten des Münsterlandes, insbesondere in den Kreisen Borken und Steinfurt. Viele der Anlagen stehen in einer hügeligen oder bergigen Umgebung.

2022 stand lediglich in 27 Kommunen Westfalens keine einzige Windkraftanlage.

Karte zeigt die Anzahl der Windenergieanlagen pro Quadratkilometer Gemeindegebiet im Jahr 2022

In den dunkelblau eingefärbten Gemeinden stehen die meisten Windenergieanlagen.

Ertragssteigerungen bei allen Energieträgern

Seit 2012 ist der Ertrag bei allen Arten der Energieerzeugung gestiegen. Besonders ist dabei die Windenergie hervorzuheben, deren Ertrag in Westfalen von rund 3.500 GWh pro Jahr auf gut 8.500 GWh im Jahr 2020 stieg – das entspricht einer Steigerung von 141 Prozent und damit in etwa dem landesweiten Durchschnitt. Lediglich im Regierungsbezirk Arnsberg hat sich der Ertrag nicht mehr als verdoppelt, dort gab es dennoch ein Plus von fast 83 Prozent.

Dort stiegen dafür die Erträge aus der Solarenergie deutlich an, nämlich um über 89 Prozent.

Die Energieerzeugung aus Wasserkraft ist in Westfalen bisher von untergeordneter Bedeutung. Im Regierungsbezirk Münster werden lediglich 4,9 GWh pro Jahr aus Wasserkraft gewonnen, im Regierungsbezirk Detmold sind es 70,4 GWh pro Jahr. Aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten fällt der Ertrag im Regierungsbezirk Arnsberg höher aus. 2020 lag er bei 324,4 GWh pro Jahr.

Grafik zeigt die Erträge aus den verschiedenen Energiequellen in den Jahren 2012 und 2020

Vor allem Windenergieanlagen erzeugten 2020 deutlich mehr Energie als noch 2012.

Gemeinden nutzen primär eine Energiequelle

In vielen Städten und Gemeinden wird ein Großteil des Ertrags der erneuerbaren Energien mithilfe einer einzigen Quelle gewonnen: In Hiddenhausen (Kreis Herford), Drolshagen (Kreis Olpe), Lienen (Kreis Steinfurt) und Augustdorf (Kreis Lippe) lieferten Photovoltaikanlagen 2022 sogar 100 Prozent des Ertrags aus erneuerbaren Energien. In Lichtenau (Kreis Paderborn) erzeugten Windkraftanlagen 95 Prozent der erneuerbaren Energie, im benachbarten Bad Wünnenberg waren es mehr als 93 Prozent; in Marsberg (Hochsauerlandkreis) lag der Anteil bei 91 Prozent. Erndtebrück (Kreis Siegen-Wittgenstein) erzeugte knapp 85 Prozent der erneuerbaren Energie aus Biomasse, in Bergkamen (Kreis Unna) waren es knapp 81 Prozent. Wasserkraftanlagen lieferten 2022 in Werdohl (Märkischer Kreis) mehr als 88 Prozent, in Wetter (Ruhr) und Herdecke (beide Ennepe-Ruhr-Kreis) sowie in Holzwickede (Kreis Unna) und Attendorn (Kreis Olpe) mit jeweils rund 70 Prozent einen Großteil der erneuerbaren Energie.

Stromerzeugung

Immer mehr Strom wird mithilfe von Biomasse und Wind, Sonne und Wasser erzeugt. Der Anteil von Ökostrom am Stromverbrauch wird größer.

In Westfalen wird mehr Strom aus Erneuerbaren gewonnen als im landesweiten Durchschnitt: 2022 wurde knapp ein Drittel des benötigten Stroms mithilfe erneuerbarer Energiequellen erzeugt, in NRW waren es rund 23 Prozent gewesen. Im Vergleich zu 2012 hat sich der Ökostrom-Anteil in Westfalen und NRW mehr als verdoppelt.

2020 konnte in den Regierungsbezirken Detmold und Münster mehr als ein Drittel des benötigten Stroms mithilfe von Wind, Sonne, Biomasse oder Wasser gewonnen werden. Das entspricht einer deutlichen Steigerung im Vergleich zu 2012, als etwa ein Fünftel des Strombedarfs mit Erneuerbaren erzeugt worden war. Auch zwischen 2020 und 2022 stieg der Anteil des Stroms aus Erneuerbaren noch einmal an, besonders deutlich im Regierungsbezirk Detmold. Dort sind 48 Prozent des Stromverbrauchs durch Strom aus Erneuerbaren gedeckt.

Im Regierungsbezirk Arnsberg ist der Anteil von Ökostrom am Stromverbrauch kleiner als im NRW-Durchschnitt. Auch die Ertragssteigerung fiel kleiner aus als im gesamten Bundesland.

Grafik zeigt den Anteil des Ertrags erneuerbarer Energien am gesamten Stromverbrauch 2012, 2020 und 2022 in den drei Regierungsbezirken

Der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien am gesamten Strombedarf wird größer.

Gemeinden als Selbstversorger bei Stromerzeugung

Einige Städte und Gemeinden in Westfalen versorgen sich mit Strom aus erneuerbaren Energien selbst oder produzieren sogar mehr als sie verbrauchen. In Lichtenau (Kreis Paderborn), einer Kommune mit rund 11.000 Bürgerinnen und Bürgern, wird zum Beispiel mehr als zehnmal so viel Strom gewonnen, wie die Gemeinde selbst benötigt. Bad Wünnenberg (ebenfalls Kreis Paderborn) erzeugt rund 620 Prozent des verbrauchten Stroms und Schöppingen (Kreis Borken) etwa 509 Prozent. In allen drei Gemeinden erzeugen vor allem Windkraftanlagen die Energie.

Karte zeigt den Anteil des Ertrags erneuerbarer Energien am Stromverbrauch im Jahr 2022 in den Städten und Gemeinden

Je dunkler die Einfärbung, desto größer war der Anteil des Ertrags aus erneuerbaren Energien am Stromverbrauch der Gemeinden.

Methodik

Bei den Daten zum Stromverbrauch handelt es sich nicht um den tatsächlichen kommunalen Verbrauch, sondern um einen aufgrund der Einwohnerzahlen vom landesweiten Verbrauch heruntergebrochenen Wert. Weitere Informationen zur Methodik stellt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) in einem PDF-Dokument bereit.

Bedeutung für NRW

Westfalen spielt bei der Versorgung von NRW mit erneuerbarer Energie eine wichtige Rolle, denn weit mehr als die Hälfte der Solar- und Biomasseanlagen, der Wind- und Wasserkraftanlagen stehen in Westfalen. Diese erzeugen einen Großteil des landesweiten Ertrags der erneuerbaren Energien.

Die meisten Biomasse- und Solaranlagen NRWs stehen in westfälischen Kommunen. Die Anlagen sind überdurchschnittlich ertragreich.

Anders die Wasser- und Windkraftanlagen: Auch von denen steht der Großteil in Westfalen, sie liefern aber etwas weniger Ertrag als eine durchschnittliche Anlage in NRW.

Grafik zeigt die Anteile der westfälischen Anlagen an allen EE-Anlagen in NRW 2020

In der Tabelle wird die Bedeutung Westfalens für die Versorgung von NRW mit erneuerbarer Energie gezeigt: Wie groß ist der Anteil Westfalens an allen Anlagen und Erträgen von NRW

Weitere Informationen

Die Geographische Kommission für Westfalen (GeKo) hat einen Artikel zu den Windkraftanlagen in Westfalen verfasst. Darin werden u. a. räumliche Schwerpunkte und Entwicklungstendenzen aufgezeigt.

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