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Grafik, die eine Situation vor einem Krankenhaus zeigt mit Rettungswagen, Hubschrauber und verschiedenen Personen

Öffentliche Sozialleistungen

Der Staat gewährt Geld- oder Sachleistungen, um für mehr soziale Gerechtigkeit und Sicherheit zu sorgen, etwa im Fall von Krankheit oder Wohnungslosigkeit. Besonders geschützt und unterstützt werden zum Beispiel Menschen mit Behinderung, Kinder und Jugendliche oder Wohnungslose.

Auf dieser Seite werden die öffentlichen Sozialleistungen dargestellt, die von verschiedenen Stellen für Menschen in Westfalen ausgezahlt werden.

Karte zeigt die Anzahl schwerbehinderter Menschen je 1.000 Einwohner:innen in den Kreisen und kreisfreien Städten im Jahr 2021

... für Menschen mit Behinderung

Westfalenweit hat jede:r zehnte Einwohner:in eine Behinderung mit einem Grad von mindestens 50, was einer Schwerbehinderung entspricht.

Bei den meisten Menschen mit einer Schwerbehinderung sind Funktionen der inneren Organe oder Organsysteme beeinträchtigt (fast 23 Prozent), rund jede fünfte Person mit einer Schwerbehinderung hat eine Querschnittslähmung, zerebrale Störungen, eine geistig-seelische Behinderung oder eine Suchtkrankheit.

Alle Menschen sollen möglichst gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben, egal ob sie eine Behinderung haben oder nicht; dazu gehört unter anderem die freie Wahl des Arbeitsplatzes oder Wohnortes.

Mehr ambulant betreutes Wohnen

Damit Menschen mit Behinderung möglichst dort wohnen und so leben können, wie sie möchten, wird teilweise finanzielle Unterstützung geleistet. Während die Zahl der Menschen, die in besonderen Wohnformen leben ("stationäres Wohnen"), auf einem ähnlichen Niveau verbleibt, wächst die Zahl der behinderten Menschen, die ambulant betreut werden, stetig an. Das bedeutet, dass immer mehr Personen zum Beispiel zuhause oder in einer eigenen Wohnung leben und dafür finanzielle Unterstützung erhalten.

Erwachsene Leistungsempfänger:innen im ambulanten und stationären Wohnen in Westfalen

Immer mehr Menschen leben ambulant betreut, während die Zahl der Menschen im stationären Wohnen nur langsam steigt.

… für Kinder und Jugendliche

Neben Erwachsenen mit Behinderung werden auch Kinder und Jugendliche durch öffentliche Sozialleistungen besonders unterstützt.

Der größte Teil dieser Unterstützung entfällt auf die Betreuung und Förderung in Kindertagesstätten, wobei Kinder mit und ohne Behinderung zunehmend gemeinsam betreut werden.

Kindertagesstätten

Während die Zahl der Kinder in heilpädagogischen Einrichtungen weitgehend gleichbleibt, steigt die Zahl der Kinder mit Behinderung in inklusiven Kindergärten seit mehreren Jahren stetig an.

Diagramm zeigt die Anzahl der Kinder mit Behinderung in inklusiven und heilpädagogischen Einrichtungen

Immer mehr Kinder besuchen inklusive Kindergärten.

Schulen

Ältere Kinder und Jugendliche können an Förderschulen lernen, wo sie nach ihren Bedürfnissen unterstützt werden.

Mehr als jede:r dritte Schüler:in wird im Schwerpunkt "Lernen" gefördert, ein Fünftel in der emotionalen und sozialen Entwicklung. Rund 16 Prozent der Schüler:innen an einer Förderschule in NRW werden in der geistigen Entwicklung gefördert, 14 Prozent im Bereich "Sprache".

Nach einem Rückgang der Schüler:innen-Zahlen an Förderschulen gibt es mittlerweile wieder einen leichten Anstieg, wobei in jedem Förderschwerpunkt mehr Schüler als Schülerinnen unterrichtet werden.

Diagramm zeigt die Zahl der Schüler:innen an Förderschulen in Westfalen

An den Förderschulen sind mehr Schüler als Schülerinnen, insgesamt steigt die Zahl der Schüler:innen wieder leicht.

Erzieherische Hilfen

Ein weiterer Baustein der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen sind die Erzieherischen Hilfen. Darunter fallen zum Beispiel die Betreuung in Heimen, die Hilfen für seelisch behinderte junge Menschen und die Sozialpädagogische Familienhilfe, bei der Familien durch Fachkräfte begleitet werden.

Ziel all dieser Hilfen ist die Unterstützung und Förderung sowie der Schutz von Kindern und Jugendlichen. Die Leistungen werden meist von den zuständigen Jugendämtern in Auftrag gegeben und koordiniert, aber von freien Trägern und Wohlfahrtseinrichtungen durchgeführt.

Immer mehr Kinder, Jugendliche und Familien nehmen Hilfeleistungen in Anspruch. In sämtlichen Bereichen sind es mehr Jungen, die Hilfen in Anspruch nehmen, als Mädchen. Auch die Herkunft und die finanzielle Situation der Familien spielen eine Rolle: Kinder und Jugendliche aus Familien, die Sozialhilfen empfangen oder eine Migrationsgeschichte haben, erhalten überproportional häufig erzieherische Hilfen.

… für Menschen in besonderen sozialen Notlagen

Im Sommer 2022 waren in NRW fast 78.400 Menschen aufgrund von Wohnungslosigkeit untergebracht oder als wohnungslos bekannt. Damit erreichte die Zahl der wohnungslosen Menschen einen neuen Höchststand.

In NRW leben die meisten Wohnungslosen in Köln, mit einigem Abstand folgen Duisburg, Düsseldorf und Bonn. In Westfalen lebten 2022 rund 30.800 wohnungslose Menschen. In Bielefeld, im Kreis Borken und in Bochum und Dortmund wurden westfalenweit die meisten Menschen als wohnungslos gemeldet. Gemessen an der Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner wurden aus dem Kreis Herford, aus Bielefeld und aus dem Kreis Borken sowie aus Bochum und dem Kreis Olpe die meisten wohnungslosen Menschen gemeldet.

Ein Grund für den deutlichen Anstieg der Zahl der Wohnungslosen ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Menschen, die vor dem Krieg flüchteten, kamen auch in NRW an. Mehr als ein Viertel der ukrainischen Wohnungslosen waren Kinder und Jugendliche.

Die Beratungsstellen für Wohnungslose sind regional unterschiedlich verteilt, die meisten Beratungsstellen gibt es im Ruhrgebiet und in Bielefeld. Im Münsterland gibt es einzig in Münster eine Beratungsstelle, in Süd- und Ostwestfalen gibt es jeweils fünf, beziehungsweise sechs Angebote. Im Ruhrgebiet gibt es hingegen insgesamt 15 Stellen, die zusammen jede:n zweite:n Klientin/Klienten beraten. In den Städten ohne öffentlich finanzierte Unterstützungsangebote übernehmen Vereine und Ehrenamtliche die Versorgung von Wohnungslosen.

In NRW gibt es immer mehr Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind. Ein Grund dafür ist unter anderem die Zunahme von Geflüchteten, die auf dem regulären Wohnungsmarkt meist keine (bezahlbare) Wohnung finden können.

Die Europäische Union hat das Ziel, Armut in allen Mitgliedsstaaten zu reduzieren und Obdachlosigkeit bis 2030 zu beenden.

Ansatz gegen Wohnungslosigkeit

Um Wohnungslosigkeit anzugehen und eine langfristige, gerechte und soziale Lösung zu finden, probieren Städte und Gemeinden, Verbände und Vereine auch neue Ansätze aus.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) beteiligt sich als Kommunalverband an der Erprobung neuer Konzepte und Ideen. 2021 wurde beschlossen, dem Problem der Wohnungslosigkeit mit einem neuen Ansatz entgegenzuwirken: "Housing First."

Das Konzept wurde in den 1990er-Jahren in New York entwickelt und seither von zahlreichen Städten in Nordamerika und Europa übernommen und ausprobiert. Die Idee des Konzepts ist, dass wohnungslose Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf zunächst eine Wohnung erhalten und erst danach weitere Hilfs- und Beratungsangebote besprochen werden: Das Wohnen soll der Ausgangspunkt sein, nicht das Ziel.

Der LWL wird zukünftig unter anderem die Kommunen dabei unterstützen, günstigen Wohnraum zu erwerben und diesen zu vermitteln. Sowohl größere Städte als auch kleinere Gemeinden können sich beteiligen.

Weitere Informationen

Der digitale Teilhabeatlas veranschaulicht die Wohnsituation von erwachsenen Menschen mit Behinderungen in den 27 Kreisen und kreisfreien Städten in Westfalen-Lippe. Er besteht aus den beiden interaktiven Karten "Strukturatlas" und "Verflechtungsatlas".

Der Verflechtungsatlas zeigt, wie viele Leistungsberechtigte in einer ausgewählten Region in einer besonderen Wohnform unterstützt werden und ob sie für diese Wohnform umgezogen sind. Es werden die Zuzüge und Wegzüge von Leistungsberechtigten zwischen den 27 Kreisen und kreisfreien Städten in Westfalen-Lippe dargestellt.

Der Strukturatlas zeigt, wie viele Leistungsberechtigte Assistenzleistungen in der eigenen Häuslichkeit, Assistenzleistungen in einer besonderen Wohnform und intensive Hilfen erhalten. Außerdem kann die Gesamtzahl an Leistungsberechtigten und Plätzen in besonderen Wohnformen pro ausgewählter Region angezeigt werden. Ebenso können die Zuzüge und Wegzüge der Leistungsberechtigten, die Unterstützung in einer besonderen Wohnform erhalten, verglichen werden.

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