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Illustration zeigt unter anderem ein Museum mit Besuchenden, eine Bibliothek und einen Vorlesungssaal mit Studierenden und einer Lehrperson

Kultureinrichtungen

Nirgendwo in Deutschland lassen sich derart viele Museen, Bibliotheken und Theater auf so engem Raum finden wie in NRW. Auch in Westfalen gibt es zahlreiche Freilichtbühnen, Heimatmuseen und Baudenkmäler, preisgekrönte Orchester, große Konzerthäuser und international bekannte Festivals.

Die Kulturangebote sind unterschiedlich auf die westfälischen Klein- und Großstädte, auf ländlich geprägte Räume und Ballungsgebiete verteilt. In vielen Gemeinden gibt es, unabhängig von ihrer Größe, eine Bücherei und ein Spezialmuseum; öffentliche Theater und große Kunstmuseen liegen meist in Großstädten, von dort versorgen sie auch die nahegelegenen Gemeinden.

 

Landesregierung und Kultur

Bereits seit 25 Jahren gibt es in NRW das Regionale Kultur Programm (RKP), ein Förderinstrument der Landesregierung. Das RKP hat das Ziel, die Kultur im gesamten Land zu stärken, zu schützen und die Entwicklung und Umsetzung neuer Ideen zu ermöglichen. Dafür wurden zehn Kulturregionen identifiziert. Westfalen besteht aus den Kulturregionen Hellweg, Münsterland, Ostwestfalen-Lippe, Sauerland und Südwestfalen sowie einem Teil der Kulturregion Ruhrgebiet.

"Wenn die eigene Stadt zu klein und die Welt zu groß scheint", kann die Kulturregion den passenden Raum für einen Erfahrungsaustausch und eine engere Zusammenarbeit bieten. Ein Schwerpunkt des RKPs liegt deswegen auf Kooperationsprojekten.

Landeskulturberichte

Die Landesregierung untersuchte 2017 und 2022 die Kulturszene in NRW. Die Ergebnisse sind jeweils im Landeskulturbericht festgehalten.

Im Landeskulturbericht 2022 ging es unter anderem um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kulturszene und um Kultur in ländlichen Gebieten. Beispielhaft wurden die drei westfälischen Kulturregionen Münsterland, Ostwestfalen-Lippe und Sauerland näher untersucht.

Museen

Die Museumslandschaft in Westfalen ist vielseitig und umfangreich. In den Museen werden Themen wie Bergbau oder Industrie, Weltall oder Naturkunde, Kunstgeschichte, das Leben im antiken Rom, Fußball, die örtliche Feuerwehr oder das Leben der ersten Bewohner:innen Westfalens behandelt.

Insgesamt gibt es rund 650 Museen und Gedenkstätten in Westfalen. Darunter sind sowohl kleine private Sammlungen, die nur nach Absprache mit der Besitzerin oder dem Verwalter geöffnet haben, und Museen, die weit über die Grenzen von Westfalen hinaus bekannt sind.

Es gibt zahlreiche Spezialmuseen, viele davon befassen sich als Heimatmuseen mit der Ortsgeschichte. Sie tragen zwar eher wenig zum gesamten Besuchsaufkommen bei, sind aber wichtige Forschungsstationen und beliebte Ausflugsziele.

Karte zeigt die Zahl der Museen in verschiedenen Gebieten in Westfalen

Räumliche Verteilung

Wer die Museen verwaltet und betreut, wie groß das Besuchsaufkommen ist oder welche Themenschwerpunkte die Museen haben, hängt unter anderem auch vom Standort ab.

Der Landeskulturbericht zeigt zum Beispiel auf: In den drei ausgewählten westfälischen Kulturregionen (OWL; Sauerland und Münsterland) liegen insgesamt 15 der 45 meistbesuchten Kunstmuseen oder 50 meistbesuchten anderen Museen von NRW. Von diesen 15 liegen wiederum zehn in einer der Großstädte Münster, Bielefeld oder Paderborn, nur fünf sind im ländlichen Raum zu finden.

Während also in den Großststädten große Museen liegen, die von hauptamtlichen Fachkräften betreut werden und viele Besucher:innen verzeichnen, gibt es in kleineren Gemeinden überwiegend Spezialmuseen, vor allem Heimatmuseen. Diese werden meist von Bürgerinnen und Bürgern geführt.

Zum Beispiel ist die Museumsdichte in der Kulturregion Sauerland sehr hoch, denn dort liegen insgesamt 57 Spezialmuseen – das entspricht im Durchschnitt rund 4 Museen pro Gemeinde oder einem Museum für etwa 5.175 Einwohner:innen (in den Kulturregionen Münsterland oder OWL sind es ungefähr dreimal so viele).

Landschaftsverband Westfalen-Lippe

Ein wichtiger Akteur in der Kulturlandschaft Westfalens ist der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der unter anderem 18 Museen betreibt. Diese beschäftigen sich insbesondere mit der Geschichte Westfalens, wobei Schwerpunkte auf den Themenbereichen Industrie, Kunst und Kultur, Archäologie oder Naturkunde liegen. Daneben fördert der LWL zahlreiche Kulturprojekte und -einrichtungen in der gesamten Region und unterstützt wissenschaftliche Forschungen.

Das Museum mit den meisten Besucherinnen und Besuchern ist das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Die Besuchsrekordjahre 2007 und 2017 sind auf die "Skulptur Projekte" zurückzuführen, bei der in der gesamten Stadt an verschiedenen Orten Kunstobjekte ausgestellt werden.

Die insgesamt acht Industriemuseen, die überwiegend im Ruhrgebiet zu finden sind, die beiden Freilichtmuseen und auch das Besuchszentrum am Kaiser-Wilhelm-Denkmal verzeichnen konstant hohe und teilweise steigende Besuchszahlen.

Theater

"Nordrhein-Westfalen hat mit 18 Kommunaltheatern, vier Landestheatern, ... 111 Programmtheatern, 60 freien Theaterhäusern und einer Vielzahl von privaten Spielstätten die größte Theaterdichte aller Bundesländer." (Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW)

215 städtische Theater, Landesbühnen und Privattheater, Darsteller:innengruppen, Laienvereine und Kinderbühnen sorgen für die Unterhaltung der Westfälinnen und Westfalen.

Öffentliche Theater

Sechs der öffentlich getragenen Theater Westfalens liegen in Groß-, zwei in Mittelstädten: Detmold und Castrop-Rauxel haben jeweils etwa 75.000 Einwohner:innen und sind das Zuhause eines Landestheaters. Diese spielen nicht nur auf den Bühnen der Heimatstadt, sondern erreichen bei Gastspielen auch solche Gemeinden, die kein eigenes Theater unterhalten. Die Ensembles reisen dafür nicht nur ins Umland, sondern auch in weiter entfernte Städte von NRW und Deutschland oder sogar ins Ausland. Viele Angebote der Landestheater richten sich insbesondere an Kinder und Jugendliche.

Die öffentlichen Theater mit den meisten Gästen sind die Theater Dortmund und Bielefeld sowie das Schauspielhaus Bochum.

Die meisten öffentlichen Theater sind Mehrspartenhäuser, in denen zum Beispiel Schauspiel, Musik- und/oder Tanztheater aufgeführt werden. Dafür gibt es teilweise mehrere Spielstätten, zum Beispiel eine große Bühne für aufwendige Musiktheaterproduktionen und eine kleinere Bühne für Kinderstücke oder Kammerspiele.

Rund 40 Prozent der Theater-Gäste NRWs besuchten ein westfälisches Theater.

Privattheater

Das größte private Theater Westfalens und das besuchsstärkste Privattheater NRWs ist das Starlight Express Theater in Bochum, das eigens für das gleichnamige Musical gebaut wurde. Bis heute sahen mehr als 17 Millionen Menschen das Stück. Weitere große Theater sind das Apollo-Theater in Siegen, das Consol-Theater in Gelsenkirchen oder das Wolfgang-Borchert-Theater in Münster.

Obwohl nur rund jedes dritte Privattheater NRWs in Westfalen liegt und diese gemeinsam lediglich etwas mehr als jede vierte Vorstellung gestalten, locken die westfälischen Privattheater 43 Prozent aller Besucher:innen an.

Zuschauerinnen und Zuschauer

Insgesamt besuchten in der Spielzeit 2017/2018 fast zwei Millionen Menschen die privaten und öffentlichen Theater in Westfalen, in denen neben Schauspiel auch Musicals, Opern oder Kinderstücke aufgeführt wurden.

Die westfälische Bevölkerung geht seltener ins Theater als Durchschnittsbürger:innen aus NRW oder Deutschland: Rund 153 von 1.000 Westfälinnen und Westfalen besuchen einmal im Jahr ein öffentliches Theater, 88 von 1.000 Menschen schauen ein Stück in einem privaten Theater. In NRW sind es im Durchschnitt 179 Besuche in einem öffentlichen (Deutschland: 223) und 95 Besuche in einem privaten Theater (Deutschland: 91).

Freilichtbühnen

In den Sommermonaten werden an den Freilichtbühnen und -theatern Musicals und Kinderstücke, Lustiges und Tragisches aufgeführt – unter freiem Himmel und oft mitten in der Natur gelegen.

Westfalen verzeichnet eine hohe Dichte an Freilichtbühnen: 17 Bühnen, auf denen überwiegend ehrenamtliche Laiendarsteller:innen und -schauspieler:innen aus der Umgebung zu sehen sind, sorgen für Unterhaltung bei (fast) jeder Wetterlage. Auf der Freilichtbühne im münsterländischen Tecklenburg treten ausgebildete Musical-Darsteller:innen in den Hauptrollen auf, die Nebenrollen und der Chor werden zum Großteil mit engagierten Laien aus der Umgebung besetzt.

Die Zuschauer:innen-Zahlen an den Freilichtbühnen schwankten in den vergangenen Jahren teilweise deutlich, meist bedingt durch das Wetter.

Dennoch kommen seit 1997 pro Saison durchschnittlich rund 333.640 Besucher:innen an die Bühnen. Nur 2006 wurde die Marke von 300.000 Zuschauenden nicht erreicht: Die Fußball-WM in Deutschland, Hitzerekorde im Juli, ein verregneter und trüber August – diese Kombination sorgte bei den Freilichtbühnen für ein vergleichsweise schwach besuchtes Jahr.

Die zahlreichen Kinder- und Familienstücke haben konstant viele Zuschauenden, weil auch Kindergartengruppen oder Schulklassen die Aufführungen besuchen.

Bibliotheken

Die Bibliotheken in NRW melden "mehr Fans als die Fußball-Bundesliga": Rund 25 Millionen Besucher:innen nutzen jährlich das Angebot der öffentlichen Büchereien in NRW. Die erste und zweite Bundesliga lockt pro Saison rund 18 Millionen Zuschauer:innen in den Stadien.

Für diese hohen Besuchszahlen sorgen in NRW insgesamt 481 Büchereien, die überwiegend von den Kommunen getragen werden. NRW erreicht damit hinter Baden-Württemberg und Bayern den dritten Platz. Neben den öffentlichen Einrichtungen der Gemeinden gibt es viele weitere Angebote, unter anderem von den Kirchen oder Hochschulen.

Das Personal der kommunalen Büchereien und der Hochschulbibliotheken ist meist hauptamtlich angestellt und fachlich ausgebildet, kirchliche Angebote werden hingegen überwiegend von Ehrenamtlichen betreut.

Die meisten öffentlichen Bibliotheken liegen in Westfalens bevölkerungsreichstem Regierungsbezirk Arnsberg (103). Im Regierungsbezirk Münster gibt es 71 Büchereien, in Detmold 70. Vielerorts ist die Versorgung flächendeckend und die meisten Kommunen verfügen über eine eigene Bibliothek.

Gemessen an der Einwohner:innen-Zahl gibt es in Westfalen mehr Bibliotheken als im Landesdurchschnitt. In NRW teilen sich etwa 37.300 Menschen eine Bücherei, im Regierungsbezirk Detmold nutzen hingegen rund 29.400 Menschen die gleiche öffentliche Bücherei und auch in den anderen beiden Bezirken sind es weniger Menschen als im NRW-Durchschnitt.

Am liebsten lesen die Menschen im Regierungsbezirk Münster – zumindest leihen sie die meisten Medien aus. Auch die Bevölkerung aus Ostwestfalen entleiht mehr Medien aus den öffentlichen Bibliotheken als die nordrhein-westfälische Bevölkerung im Durchschnitt.

Gemessen an den Ausgaben für Bibliotheken liegt der Regierungsbezirk Arnsberg vorn, die Investitionen liegen über dem Landesdurchschnitt.

Immer mehr Geld wird in die virtuellen Medien investiert, wobei die westfälischen Bibliotheken besser aufgestellt sind als eine durchschnittliche Bücherei in NRW. Während der Bestand und die Zahl der Entleihungen klassischer Medien zurückgehen, gewinnen die virtuellen Angebote an Bedeutung. Seit 2010 hat sich der Bestand an virtuellen Medien in zehn Jahren um knapp eine Million erhöht (15 Prozent), die Zahl der Entleihungen stieg um 7,4 Millionen (26 Prozent) an.

Besonders positiv hervorgehoben wird das Engagement der Bibliotheken für Kinder und Jugendliche: Über 70 Prozent der Nutzenden sind jünger als 30 Jahre alt. Dazu tragen die vielfältigen Angebote der Bibliotheken bei, etwa in Kooperation mit örtlichen Kindergärten und Schulen.

Im Rahmen der Förderung von Kultur im ländlichen Raum bekommen die Bibliotheken eine besondere Bedeutung, sie sind sogenannte "Dritte Orte". Diese sollen in ländlichen Gemeinden, Klein- und Mittelstädten einen Raum für Begegnung und Austausch bieten und allen Menschen einen Zugang zu Kultur ermöglichen.

Musik

Das musikalische Leben in Westfalen wird unter anderem von Orchestern und Bands sowie Hobby- und Berufsmusikerinnen und -musikern gestaltet. An zahlreichen Musikschulen werden insbesondere Kinder und Jugendliche unterrichtet.

In Westfalen gibt es, überwiegend in den Großstädten, mehrere Orchester, in denen ausgebildete Musiker:innen spielen. Das Angebot der Musikschulen ist in Westfalen weitgehend flächendeckend.

Berufsmusiker:innen

Die meisten Orchester in Deutschland sind (überwiegend) als Theaterorchester tätig. Daneben bestehen Konzertorchester, bei deren Auftritten einzig die Musik im Vordergrund steht. Ein Großteil der Orchester in NRW, in denen ausgebildete Musikerinnen und Musiker spielen, ist in den Großstädten am Rhein oder in Ballungsgebieten angesiedelt, zum Beispiel im Ruhrgebiet.

In Westfalen spielen, neben den Orchestern aus dem Ruhrgebiet, fünf weitere Orchester. Dazu zählen zwei Theater- und die drei Landesorchester von NRW, zwei von ihnen arbeiten als reine Konzertorchester. Aufgabe der Landesorchester ist es, die "kulturelle Grundversorgung im ländlichen Raum" zu sichern und durch umfangreiche Bildungsangebote, Reise- und Vermittlungstätigkeiten auch die Menschen in kleineren Gemeinden ohne eigenes Orchester zu erreichen. Auf diese Weise soll ein "angemessene[r] Zugang zu den … musikalischen Künsten in allen Teilen des Landes [gewährleistet]" werden.

In Bochum, Bielefeld und Dortmund stehen zudem große Konzerthäuser, in denen Orchester, Sänger:innen, Chöre und Solistinnen und Solisten einen Raum geboten bekommen um aufzutreten.

Hobbymusiker:innen

Neben den Berufsmusizierenden gibt es auch zahlreiche Hobbymusiker:innen.

Um vor allem Kinder für Musik zu begeistern, gibt es in vielen Gemeinden Musikschulen. Diese werden oft vom Land, den Kreisen oder Gemeinden finanziell unterstützt, damit jedes Kind die Gelegenheit für eine musikalische Ausbildung erhält.

Im gesamten Landesgebiet von NRW gibt es insgesamt knapp 160 öffentlich geförderte Musikschulen, wobei die Zahl der Schülerinnen und Schüler stetig steigt. Dazu tragen auch breit aufgelegte Förderprogramme der Landesregierung bei, die zum Beispiel die musikalische Früherziehung von Grundschulkindern fördern sollen. Das Angebot ist weitgehend flächendeckend, ländliche Gemeinden verfügen ebenso wie Ballungsräume über eigene Musikschulen.

"Das Hobby zum Beruf machen" – das kann an den westfälischen Musikhochschulen in Detmold, Herford, Paderborn und Münster wahr werden. Dort werden Studierende zu Lehrkräften, Kirchenmusikanten oder Musikerinnen und Musikern ausgebildet, ein eigenes Zentrum in Dortmund bildet ausschließlich Orchestermusikerinnen und -musiker aus. Neben der Vermittlung von praktischem Können und theoretischem Wissen wird an den Hochschulen auch geforscht und dokumentiert.

Weitere Informationen

Der Kulturkenner stellt aktuelle Veranstaltungen aus NRW vor und ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen der Kulturszene.

Das LWL-Museumsamt und der Westfälische Heimatbund e. V. veröffentlichen die Ergebnisse ihrer Museumsbefragung. Darin werden die Potenziale und Stärken ebenso wie die Herausforderungen und Risiken der westfälischen Museen herausgestellt, sodass die Arbeit der Museen verbessert werden kann.

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