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Illustration zeigt unter anderem ein Museum mit Besuchenden, eine Bibliothek und einen Vorlesungssaal mit Studierenden und einer Lehrperson

Hochschullandschaft

Auf dieser Seite befindet sich ein Überblick zu den Universitäten und Fachhochschulen Westfalens, ihrer Geschichte, den Studierenden und Mitarbeitenden.

Die Hochschullandschaft in NRW gilt als dichteste und vielfältigste in Europa. Dazu tragen auch die 65 Hochschulstandorte in Westfalen bei. Es gibt staatliche und private Universitäten, (Verwaltungs-)Fachhochschulen, künstlerische, musikalische und theologische Hochschulen. Sie verteilen sich auf insgesamt 30 Städte.

Im Rheinland liegen in 28 Städten insgesamt 68 Hochschulstandorte.

Karte zeigt den Anteil der 18- bis 25-Jährigen an der Gesamtbevölkerung in den Kreisen und kreisfreien Städten

Universitäten und Hochschulen

In Westfalen liegen Deutschlands größte Universität, die älteste private Hochschule und die erste neugegründete Uni der BRD.

An der Fernuni Hagen studieren so viele Menschen wie an keiner anderen Universität in Deutschland, nämlich mehr als 70.000 Studierende. Das ist nahezu jede:r fünfte Student:in Westfalens.

Die erste neugegründete Hochschule der Bundesrepublik Deutschland war die Ruhr-Universität Bochum. Diese nahm 1965 den Lehrbetrieb auf. Es folgte eine "Welle der Gründungen" in der gesamten BRD.

Die älteste private Universität Deutschlands liegt in Witten, die ersten Lehrveranstaltungen fanden 1983 statt. Die Mehrheit der Studierenden wird im Gesundheitswesen ausgebildet. Ein weiterer Standort ist in Herdecke.

Die älteste staatliche Hochschule in Westfalen ist die Universität in Münster. Diese wurde 1771 gegründet, aus vier Fakultäten sind mittlerweile 15 geworden.

Studierendenstädte

In 30 Städten Westfalens gibt es die Möglichkeit zu studieren. Die Studierenden prägen nicht nur die Hochschulen, sondern auch das städtische Leben.

Insgesamt sind in Westfalen rund 8 Prozent der Einwohner:innen zwischen 18 und 24 Jahren alt und gehören somit der Altersgruppe der Studierenden und Auszubildenden an. In den Universitätsstädten Bielefeld, Bochum, Dortmund, Hamm, Paderborn und Siegen liegt ihr Anteil über dem Durchschnitt von NRW (7,6 Prozent). Den westfalenweit höchsten Anteil weist Münster auf: 2021 waren 12,2 Prozent aller Münsteraner:innen zwischen 18 und 24 Jahren alt.

Bundesweiter Spitzenreiter ist seit 2019 Heidelberg, dort steht die älteste Universität Deutschlands: 13,1 Prozent der Bürgerinnen und Bürger waren 2020 zwischen 18 und 24 Jahren alt.

Geschichte der westfälischen Hochschulen

Die ersten Universitäten in NRW waren die Universitäten Köln, Bonn, Münster und Aachen. Bis in die 1960er Jahre hinein waren diese vier die einzigen Universitäten in NRW.

Eine akademische Ausbildung war in Westfalen für lange Zeit nur an der Universität Münster möglich. Das bevölkerungsreiche Ruhrgebiet bekam erst 1965 eine eigene Universität, die Ruhr-Universität Bochum.

Die Ruhr-Uni war die erste Universität, die in der Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde. Es folgte eine Welle der Hochschulgründungen, die unter anderem durch einen zunehmenden Mangel an Fachkräften und eine steigende Zahl Studierender ausgelöst wurde. Der Sputnik-Schock und die attestierte deutsche Bildungskatastrophe verstärkten den Wunsch der deutschen Politik, mehr Menschen ein Hochschulstudium zu ermöglichen, um technologischen Fortschritt und wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen. Im Zuge der folgenden Bildungsexpansion wurde auch das Hochschulangebot deutlich ausgeweitet.

Nach der Universität in Bochum wurden auch in Dortmund und Bielefeld Universitäten eröffnet und Westfalen erhielt zwei zusätzliche Hochschulen. 1974 nahm zudem die bis heute einzige staatliche Fernuniversität in Hagen den Lehrbetrieb auf.

Neben den Universitäten wurden zahlreiche Fachhochschulen (FH) gegründet, um dringend benötigte Fachkräfte auszubilden und Versorgungsdefizite und Disparitäten bei der Bildungs- und Studienbeteiligung abzubauen.

Hochschulen im Ruhrgebiet

Im Ruhrgebiet ist das Netz von Hochschulen und Forschungseinrichtungen besonders dicht. Es gibt 22 Hochschulen, darunter fünf Universitäten, und zahlreiche außeruniversitäre Forschungseinrichtungen.

Bis in die 1960er Jahre gab es im Ruhrgebiet keine Universität. Die beginnende Krise der Montanindustrie sorgte jedoch für ein Umdenken. Die Erkenntnis, dass das Ruhrgebiet nicht den Anschluss an moderne technologische Entwicklungen verlieren sollte, setzte sich zunehmend durch. Dafür wurden qualifizierende Bildungseinrichtungen benötigt. Zudem sollten die bis dato in NRW bestehenden und teilweise überfüllten Universitäten entlastet und Studienplätze regional besser verteilt werden. Eine eigene Universität in der bevölkerungsreichsten Region von NRW sollte den Zugang zu Hochschulbildung erleichtern.

Die erste Universität des Ruhrgebiets war die Ruhr-Universität Bochum, später kamen weitere Universitäten und zahlreiche Fachhochschulen hinzu.

Das Beispiel der Ruhr-Uni zeigt, welchen Einfluss eine Hochschule auf die gesamte Region haben kann. Die Hochschule liegt mitten im Ruhrgebiet und ist deshalb für viele Menschen erreichbar. Auf diese Weise wurde ein Hochschulstudium für mehr Menschen möglich, auch zum Beispiel für sogenannte Arbeiterkinder, deren Anteil dort in den Anfangsjahren größer war als im Bundesdurchschnitt. Außerdem konnten Menschen studieren, die ihre Zugangsberechtigung auf dem zweiten Bildungsweg erworben hatten, auch ihr Anteil war überdurchschnittlich hoch. Zudem bekamen Frauen, vor allem aus dem Arbeitermilieu, neue Bildungschancen eröffnet.

Die Ruhr-Uni "beschleunigte … die begonnene ‚Verbürgerlichung‘ der Arbeiterbevölkerung" und leistete "einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit und der … Ausschöpfung der ‚Begabtenreserve‘."

Studierende

Mittlerweile studiert mehr als jede:r vierte Student:in Deutschlands an einer Hochschule in NRW, eine:r von neun Studierenden lernt in Westfalen.

Zwischen 2007 und 2019 nahm die Zahl der Studierenden in Westfalen stetig zu, wobei sich die Entwicklung seit 2013 verlangsamt hat. 2020 waren an den Hochschulen erstmals etwas weniger Menschen eingeschrieben als in den Vorjahren.

Die FHs tragen immer mehr zu den steigenden Studierendenzahlen in NRW bei: 1980 studierte jede:r sechste Student:in an einer FH, rund 40 Jahre später ist es mehr als jede:r dritte. In Westfalen ist der Anteil der Studierenden an FHs etwas kleiner als in NRW.

Auch bei den Studienanfängerinnen und -anfängern ist die Entwicklung sehr dynamisch: 2013 gab es besonders viele Studienanfänger:innen, weil der doppelte Abiturjahrgang (bedingt durch die Umstellung von G9 zu G8, also einer regulären Schulzeit am Gymnasium von nicht mehr neun, sondern acht Jahren), an die Hochschulen kam. 2011 hatte es einen ähnlich großen Andrang auf die Studienplätze gegeben, als der Doppeljahrgang in Niedersachsen die Schule verließ. Seither geht die Zahl der Studienanfänger:innen zurück.

Studentinnen und Studenten

Viele Jahrhunderte lang standen die Universitäten ausschließlich Männern offen. In Preußen wurden Frauen ab 1895 zunächst als Gasthörerinnen geduldet. Dreizehn Jahre später, 1908, wurden sie als Studentinnen zugelassen. Die Universität in Münster ließ erst 1905 vier Frauen als Gasthörerinnen zu, drei Jahre später schrieben sich die ersten sechs Studentinnen ein.

Rund 100 Jahre später, im Jahr 2000, waren rund 100.000 von mehr als 225.000 Studierenden Frauen, das entspricht einem Frauenanteil von etwa 43 Prozent. Wiederum 20 Jahre später lag der Frauenanteil an den westfälischen Hochschulen bei rund 48 Prozent und damit etwa so hoch wie in NRW.

Zwischen den Hochschulformen gibt es Unterschiede: Während an den Universitäten und Kunsthochschulen die Studentinnen knapp in der Überzahl sind, liegt ihr Anteil an den FHs bei etwa 40 Prozent.

Zwischen 2000 und 2020 legte der Frauenanteil an den Universitäten um sechs und an den Fachhochschulen um sieben Prozent zu.

Dass immer mehr Frauen studieren, spiegelt zunehmend den Lernerfolg der Schülerinnen an den Schulen wider, es gibt mehr Schülerinnen als Schüler, die ihr Abitur ablegen.

Lehrende, Dozierende und Forschende

Um mehr Studierende zu unterrichten und die Forschung voranzutreiben, arbeiten an den Hochschulen immer mehr Lehrende und Forschende.

Vor allem die Zahl der wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (der sogenannte akademische Mittelbau) nahm deutlich zu. Im Vergleich zum Jahr 2000 gibt es 2020 fast doppelt so viele wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiter:innen an den Hochschulen; an den FHs arbeitete binnen 20 Jahren sogar mehr als fünf Mal so viel wissenschaftliches Personal.

Mehr als jede:r zehnte Mitarbeiter:in an den Hochschulen von NRW besitzt nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Die meisten ausländischen Forschenden waren an einer Universität tätig.

Neben dem wissenschaftlichen Personal steigt auch die Zahl der Professorinnen und Professoren. Das liegt unter anderem an den vom Bund aufgelegten Förderprogrammen, etwa dem Hochschulpakt (von 2007 bis 2020, ein Jahr später durch den sogenannten Zukunftsvertrag abgelöst) und dem Qualitätspakt Lehre, der seit 2011 besteht.

Frauen in Forschung und Lehre

2020 war etwas mehr als jede vierte Professur an einer westfälischen Hochschule von einer Frau besetzt. Innerhalb von 20 Jahren stieg der Frauenanteil von knapp über zehn auf mehr als 27 Prozent. Damit ist der Anteil der Professorinnen in Westfalen auf einem ähnlichen Niveau wie der bundesweite Durchschnitt (27,2 Prozent).

Der Frauenanteil steigt auch bei den Lehrbefähigungen (Habilitationen), von denen 2020 jede dritte von einer Frau erlangt wurde.

Beim wissenschaftlichen und künstlerischen Personal wird der Frauenanteil ebenfalls größer. Es gilt dennoch weiterhin: Je höher die Karrierestufe und die Qualifizierungsebene, desto kleiner wird der Anteil der Frauen – die sogenannte leaky pipeline.

Zukünftige Herausforderungen

Auf die Hochschulen kommen deutschlandweit in den nächsten Jahren zum Teil große Herausforderungen zu, gleichzeitig ergeben sich neue Chancen. In Westfalen könnten einige Trends besonders deutlich zu spüren sein.

Die Zahl der Studienanfänger:innen wird an vielen Hochschulen zurückgehen, bedingt unter anderem durch eine insgesamt schrumpfende Bevölkerung und eine schwankende Zahl von Kindern und Jugendlichen. Der 2013 begonnene Trend, dass die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger sinkt, könnte sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Hinzu kommt die Besonderheit, dass NRW zu einer neunjährigen Gymnasialschulzeit zurückgekehrt ist. 2026 wird deswegen ein besonders kleiner Abschlussjahrgang die Schulen verlassen und weniger Studienanfängerinnen und -anfänger kommen an die Hochschulen. Bis 2030 könnte sich die Zahl der Studienanfänger:innen – zumindest deutschlandweit – wieder etwas erholen.

Der derzeitige Personal- und Fachkräftemangel erreicht auch die Hochschulen, die in der Zukunft immer stärker davon betroffen sein werden.

Auch die Finanzierung der Hochschulen ist langfristig nicht gesichert, weil Bund und Länder sich in den kommenden Jahren auf steigende Kosten in anderen Bereichen (zum Beispiel bei den Pensions- und Rentenkassen) einstellen müssen. Zwar werden die Zuwendungen vom Bund ab 2024 noch einmal erhöht, danach wird sich das Förderniveau aber (vorläufig) nicht verändern. Die Hochschulen müssen deswegen verstärkt andere Einnahmequellen erschließen und zum Beispiel zusätzliche Drittmittel einwerben oder Studiengebühren erheben.

Neue Studienstandorte in Westfalen

Neben den Aufgaben und Schwierigkeiten gibt es aber auch neue Chancen, die sich eröffnen (können).

In Westfalen sind zum Beispiel zwei neue Hochschulstandorte geplant, die zukunftsweisende Forschung und Lehre leisten und sehr unterschiedliche Herausforderungen angehen wollen. Im südwestfälischen Arnsberg werden Pläne für eine Hochschule entwickelt, die Studierende im Bereich Nachhaltigkeit ausbildet. In Marl, im nördlichen Ruhrgebiet, soll eine Hochschule entstehen, an der Handwerkerinnen und Handwerker ein Studium absolvieren können.

Weitere Informationen

Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW bietet eine Übersicht zu den Hochschulen und ihren Standorten.

Die Hochschulkarte NRW vom statistischen Landesbetrieb stellt zusätzlich zu den Standorten weitere Informationen bereit, etwa zur Zusammensetzung der Studierendenschaft, dem Personal oder der Fächerverteilung.

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