Schulabschlüsse
In diesem Artikel werden Zahlen zum Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule und die erreichten Abschlüsse beschrieben und einige Entwicklungen aufgezeigt.
Für alle Kinder und Jugendliche sollen bei der Bildung die gleichen Möglichkeiten und Chancen bestehen, denn der formale Abschluss beeinflusst die Position auf dem Arbeitsmarkt und somit die Einkommensmöglichkeiten und den sozialen Status. Im internationalen Vergleich weist Deutschland nur eine geringe soziale Durchlässigkeit auf, das heißt, dass Schüler:innen aus Familien mit niedrigem Haushaltseinkommen und mit Eltern mit einem niedrigen Bildungsabschluss geringere Aufstiegschancen haben. Gleichzeitig besteht in Deutschland ein Trend zur Höherqualifizierung, mehr Schüler:innen verlassen die Schule mit dem Abitur und immer mehr Menschen erlangen einen akademischen Abschluss.
Der Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe, also von der Grund- zur weiterführenden Schule, ist eine wichtige Weichenstellung für die Ausbildungs- und Berufslaufbahn. Der Schulabschluss stellt einen weiteren Meilenstein in der persönlichen Bildungsgeschichte dar.
In Westfalen stehen die Gymnasien unter allen weiterführenden Schulen seit einiger Zeit an erster Stelle bei den Schüler:innen-Zahlen. Nach den Gymnasien verzeichnen die Gesamt- vor den Realschulen die meisten Übergänge von der Grundschule. Im Schuljahr 2021/2022 verließen erstmals die mehr Schüler:innen die Schule mit dem Abitur als mit der mittleren Reife. Beide Entwicklungen zeigen, dass auch in Westfalen der Trend zur Höherqualifizierung eingesetzt hat.
Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe
Nach der Grundschule (Primarstufe) folgt ein Übergang in die Sekundarstufe 1 (von der fünften bis zur neunten (G8) beziehungsweise zehnten (G9) Klasse). Danach können Schüler:innen die Sekundarstufe 2 (gymnasiale Oberstufe) besuchen, um ein (Fach-)Abitur zu erlangen.
Nach der Grundschule folgt der Übergang auf eine allgemeinbildende Schule, wobei die meisten Grundschüler:innen, nämlich mehr als jede:r dritte, auf ein Gymnasium wechseln; es folgen Gesamt- und Realschulen.
Seit dem Schuljahr 2014/2015 stehen die Gesamtschulen an zweiter Stelle bei den Schulübergängen, mehr als jedes vierte Kind besucht nach der Grund- eine Gesamtschule. Bis zum Schuljahr 2013/2014 standen die Realschulen bei den Übergängen an zweiter Stelle, zusammen mit den Hauptschulen bekamen sie aber seit 2011 immer weniger Anmeldungen, bedingt unter anderem durch die Einführung der Sekundarschulen in NRW. Der Anteil der Schulübergänge zur Realschule ist von rund 31 Prozent im Schuljahr 2011/2012 binnen drei Jahren auf etwa 22 Prozent gesunken, bei den Hauptschulen sank der Anteil im Vergleich zum Schuljahr 2010/2011 innerhalb von vier Jahren um etwa zehn Prozent. Im Schuljahr 2021/2022 wechselten lediglich 3,3 Prozent aller Grundschüler:innen an eine Hauptschule.
Insgesamt wechselten im Schuljahr 2021/2022 fast 90 Prozent aller Grundschüler:innen an ein Gymnasium, eine Gesamt- oder Realschule.
Unterschiede zwischen deutschen und ausländischen Schülerinnen und Schülern
Beim Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe gibt es große Unterschiede zwischen Schülerinnen und Schülern mit und ohne deutsche Staatsangehörigkeit: Während mehr als 40 Prozent der deutschen Schüler:innen auf ein Gymnasium wechseln, sind es nur rund 18 Prozent der ausländischen Grundschulkinder. Von ihnen wechselt der Großteil (rund 38 Prozent) an eine Gesamtschule, dieser Anteil stieg in den vergangenen Jahren stetig an. Besonders groß ist der Unterschied zudem an den Hauptschulen, zu denen rund neun Prozent der ausländischen, aber lediglich 2,4 Prozent der deutschen Grundschüler:innen wechselt.
Abschlüsse
Der Schulabschluss beeinflusst den beruflichen Werdegang und das Leben der Schüler:innen langfristig. Je nach Schulabschluss ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten, etwa bei der Ausbildungs-, Studien- und Berufswahl.
Die meisten Schüler:innen beendeten die Schule mit der Fachoberschulreife, der mittleren Reife. Unter allen Schulabgehenden machten sie im Schuljahr 2020/2021 mit rund 38 Prozent den größten Anteil aus. Knapp dahinter stehen mit etwa 36 Prozent die Abiturientinnen und Abiturienten, ihr Anteil war in den vergangenen Jahren stetig größer geworden. Insgesamt erlangen knapp drei Viertel aller Abgehenden das Abitur oder die Fachoberschulreife.
Im westfalenweiten Durchschnitt gehen sechs von Hundert Schülerinnen und Schülern ohne einen Abschluss von der Schule ab.
Regional unterschiedliche Verteilung
Wie viele Schüler:innen die Schule mit welchem Abschluss verlassen, ist regional unterschiedlich. In Kreisen mit einer mittelständischen Wirtschaft ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die die Schule mit der mittleren Reife verlassen, vergleichsweise hoch. In Westfalen haben unter anderem in den Kreisen Borken, Olpe und Lippe sowie dem Hochsauerlandkreis mehr als 40 Prozent der Abgehenden die Fachoberschulreife.
In Münster ist hingegen der Anteil der Schulabgänger:innen mit Abitur besonders hoch: Im Sommer 2021 beendete etwas mehr als jede:r zweite (51,4 Prozent) die Schule mit dem Abitur. In Westfalen war es im Durchschnitt mehr als jede:r dritte (36,4 Prozent).
Noch immer verlassen rund 5,8 Prozent der Schüler:innen in Westfalen die Schule ohne einen Abschluss. Dieser Wert schwankte in den vergangenen Jahren leicht. Insbesondere im Ruhrgebiet, aber auch zum Beispiel im Märkischen Kreis, liegt der Anteil höher als im Landesdurchschnitt. Trauriger Spitzenreiter ist Herne, wo 2022 12 von hundert abgehenden Schülerinnen und Schülern keinen Schulabschluss hatten. Im Kreis Warendorf beendeten hingegen rund vier Prozent aller Abgänger:innen die Schule ohne einen Abschluss.
Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg
Dass in einigen Städten und Gemeinden überdurchschnittlich viele Schulabgänger:innen ohne Schulabschluss oder mit einem Hauptschulabschluss leben, liegt am Zusammenhang von Bildung und Herkunft: In Deutschland hängt der Bildungserfolg stark vom familiären Hintergrund der Schüler:innen ab. Kinder aus Familien mit sozioökonomischen Nachteilen haben in der Schule häufig größere Schwierigkeiten.
Die ungleichen Chancen im Bereich Bildung zeigen sich regional: Im Ruhrgebiet ist der Anteil der Anteil der Abgehenden ohne Schuabschluss überdurchschnittlich hoch. Dort ist die Arbeitslosigkeit höher, das Haushaltseinkommen niedriger und mehr Menschen sind von Armut betroffen oder bedroht.
Wenn Kinder von mindestens einer der "3 Risikolagen für Bildung" (Risiko der formal gering qualifizierten Eltern, soziales und finanzielles Risiko) betroffen sind, haben sie in der Schule geringere Lernerfolge. Kinder von Alleinerziehenden und Kinder aus Familien mit Migrationsgeschichte sind überdurchschnittlich häufig von mindestens einer der drei Risikolagen betroffen. Zwischen deutschen und ausländischen Schulabgängerinnen und -abgängern gibt es deswegen teilweise deutliche Unterschiede: Etwa ein Drittel der ausländischen Schulabgehenden erlangt einen Hauptschulabschluss, rund 16 Prozent gehen ohne einen Schulabschluss ab – zusammen entspricht das etwa der Hälfte aller ausländischen Schulabgänger:innen. Von den deutschen Schulabgehenden sind es nicht einmal 20 Prozent, die die Schule mit einem Hauptschulabschluss oder ohne Abschluss verlassen.
Wenn deutsche und ausländische Schülerinnen und Schüler einen ähnlichen sozialen Status haben, unterscheidet sich die Leistung kaum. Der Bildungserfolg hängt also nicht primär von der Herkunft der Schüler:innen ab, sondern von der sozioökonomischen Situation ihrer Familien.
Schülerinnen machen häufiger Abitur als Schüler
Auch zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede: Es machen mehr Schülerinnen das Abitur als Schüler, NRW- und Westfalen-weit liegt der Unterschied bei fast zehn Prozent. In allen anderen Bereichen gibt es mehr Jungen als Mädchen unter den Abgehenden. Besonders deutlich ist der Unterschied zudem bei den Schülerinnen und Schülern ohne Abschluss, denn fast zwei von drei Abgehenden ohne Hauptschulabschluss sind männlich.
Weitere Informationen
Zum Thema Schule und Bildung gibt es zahlreiche Veröffentlichungen, von denen hier einige beispielhaft aufgeführt werden.
Das Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen veröffentlicht im Rahmen seiner Schulstatistik regelmäßig Daten zu verschiedenen Schulthemen.
Eine Publikation des Zentrums für interdisziplinäre Regionalforschung befasst sich mit den Möglichkeiten der amtlichen Statistik im Themenfeld Schule und soziale Ungleichheit in Nordrhein-Westfalen.
Die PISA-Studien werden vom Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien zur Verfügung gestellt. Die Studie vergleicht den Bildungsstand von verschiedenen Staaten miteinander und ermöglicht so einen internationalen Vergleich von Bildungssystemen.