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Grafik, die unter anderem einen Acker und eine Gemeinde mit ihren Bewohnerinnen und Bewohnern zeigt

Flächennutzung

Westfalen erstreckt sich über eine Fläche von 21.456 Quadratkilometern und ist ungefähr sechs Mal so groß wie Mallorca und halb so groß wie Dänemark. Westfalen nimmt rund 63 Prozent der Fläche von NRW ein und ist somit der größere der beiden Landesteile.

Auf dieser Seite geht es um die Frage, wie der westfälische Boden genutzt wird: Wo werden Lebensmittel angebaut oder Nutztiere gehalten? Wo stehen viele Wälder? Welche Teile der Region sind überwiegend städtisch, welche eher ländlich geprägt? Und wie viel Fläche steht für klima- und umweltfreundliche Nutzungen zur Verfügung?

In NRW und Westfalen wird ein Großteil der Fläche durch Vegetation eingenommen, in Westfalen ist der Anteil etwas größer als im Rheinland. Etwa ein Fünftel des westfälischen Bodens gehört den Siedlungen und dem Verkehr; im Rheinland ist der Anteil der Siedlungsflächen etwas höher.

Insgesamt schrumpfen die Vegetationsflächen, die landwirtschaftlich genutzte Fläche wird in NRW zum Beispiel jeden Tag um etwa 19 Fußballfelder kleiner. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche wächst hingegen täglich um eine Größe von fast acht Fußballfeldern.

Definition und Folgen

Flächenverbrauch (oder Flächeninanspruchnahme) bezeichnet die "Umwandlung von Freifläche für Siedlungen und Verkehrswege".

Nicht mit jedem Flächenverbrauch geht eine Versiegelung einher, weil auch Gärten oder Parkanlagen als Siedlungsflächen gezählt werden. Flächenversiegelung bedeutet, dass der Boden luft- und wasserdicht bedeckt wird, sodass zum Beispiel Niederschlag nicht mehr versickern kann. Insgesamt ist etwa die Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsfläche vollständig versiegelt.

Zwischen 2017 und 2020 wurden in Deutschland täglich "54 Hektar für Siedlungs- und Verkehrszwecke neu in Anspruch genommen". Bis 2030 soll der tägliche Flächenverbrauch weniger als 30 Hektar betragen, das wäre eine Fläche in der Größe von 28 Fußballfeldern. Bis 2050 soll schließlich keine Fläche mehr verbraucht werden.

Folgen von Flächenverbrauch

Die Folgen von Flächenverbrauch sind weitreichend. Das Umweltbundesamt schreibt zum Beispiel: "Die Umwandlung von Ackerböden, Wald oder Grünland in Siedlungs- und Verkehrsfläche ... zerstört die natürliche Bodenfruchtbarkeit und behindert eine zukünftige (Wieder-)Nutzung für die Land- und Forstwirtschaft. Versiegelte Flächen verlieren ihre Fähigkeit zur Regulierung des Mikroklimas und können im Sommer keinen Beitrag zur Milderung der Überhitzung in Städten leisten. Auch die Artenvielfalt wird beeinträchtigt, da durch die neuen Siedlungs- und Verkehrsflächen Landschaften zerschnitten und die Lebensräume kleiner werden."

Das Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz beschreibt, welche Auswirkungen auf die Infrastrukturen zukommen und wie ein Kreislauf entstehen kann: "Flächenverbrauch vernichtet vielfach wertvolle (Acker-) Böden. Ländliche Gebiete werden zersiedelt. ... Mit zunehmender Zersiedelung sinkt die Auslastung von Infrastrukturen. Diese Konsequenzen verstärken sich noch, wenn die Bevölkerung durch den demographischen Wandel schrumpft. … Sinkt die Siedlungsdichte, steigt der Aufwand pro Einwohner zum Erhalt der technischen Infrastruktur wie Versorgungsleitungen, Kanalisation, Verkehrswege und so weiter. Je geringer die Nutzerdichte, desto weniger rentabel sind auch öffentliche Verkehrsmittel. Die Folge: Das Angebot schrumpft. Damit steigt die Abhängigkeit vom motorisierten Individualverkehr, was dann wieder den Ruf nach noch mehr (Entlastungs-/Umgehungs-) Straßen – und damit Flächenverbrauch – nach sich zieht ... Ähnliche Folgen treffen auch soziale Infrastrukturen wie Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser."

Karte zeigt den Anteil der Vegetations- an der Gesamtfläche im Jahr 2020 auf Ebene der Gemeinden

Vegetationsflächen

Der größte Teil Westfalens ist von Vegetation bedeckt.

Vegetationsflächen sind Flächen zur land- oder forstwirtschaftlichen Nutzung, mit natürlichem Bewuchs sowie Heide- oder Moorlandschaften.

In Westfalen ist der Anteil der Vegetationsflächen etwas höher als im Durchschnitt von NRW. Insgesamt liegen rund zwei Drittel der Vegetationsflächen NRWs in Westfalen, gleiches gilt für landwirtschaftlich genutzte Flächen, Heidelandschaften und Wälder. Von den Moorflächen liegen sogar mehr als 90 Prozent in Westfalen.

Während nicht einmal 60 Prozent des Ruhrgebiets der Vegetation gehören, sind es in den anderen Teilregionen knapp 80 Prozent. In Südwestfalen wird fast die Hälfte der Fläche von Wäldern und der Forstwirtschaft eingenommen. Zwei Drittel des Münsterlandes werden landwirtschaftlich genutzt.

Den höchsten Anteil am Stadt- oder Gemeindegebiet haben Vegetationsflächen in der Kleinstadt Lichtenau im Kreis Paderborn: Auf 91,8 Prozent der Gesamtfläche wachsen Pflanzen; rund 50 Prozent sind Landwirtschafts- und etwa 40 Prozent Waldflächen. In Herne im Ruhrgebiet gehört nicht einmal ein Viertel der Stadtfläche der Flora.

Die Vegetationsflächen in NRW und Westfalen werden immer kleiner, unter anderem weil Kommunen wachsen und Häuser oder Straßen gebaut werden.

Landwirtschaftsflächen

Fast die Hälfte des westfälischen Bodens (49 Prozent) wird landwirtschaftlich genutzt. Im Norden ist der Anteil der von der Landwirtschaft genutzten Fläche besonders hoch.

Im Münsterland werden auf knapp 65 Prozent der Fläche Lebens- oder Futtermittel angebaut und Tiere gehalten. Rund 55 Prozent von Ostwestfalen-Lippe werden landwirtschaftlich genutzt. Im Ruhrgebiet (etwa 35 Prozent) und in den Mittelgebirgsregionen Südwestfalens (rund 34 Prozent) stehen deutlich weniger Flächen für die Landwirtschaft zur Verfügung als im westfälischen Durchschnitt.

Karte zeigt den Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche an der Gesamtfläche auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte im Jahr 2020

In den dunkelgrünen Kreisen ist der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche am größten; vor allem im nördlichen Teil Westfalens wird Landwirtschaft betrieben.

19 Fußballfelder Landwirtschaftsfläche pro Tag weniger

Immer weniger Flächen stehen für eine Nutzung durch die Landwirtschaft zur Verfügung. In NRW betrug der Flächenverlust im Jahr 2020 täglich rund 13,4 Hektar, das entspricht etwa der Fläche von 19 Fußballfeldern.

Das Tempo beim Flächenverlust der Landwirtschaft ging in den letzten Jahren leicht zurück.

Dass immer weniger Flächen für die Landwirtschaft zur Verfügung stehen, könnte langfristig Auswirkungen auf die Versorgung mit Lebensmitteln haben: "Projiziert man den aktuellen Flächenverbrauch auf die Zukunft, wird der Agrarbranche in NRW nach etwa drei bis vier weiteren Generationen kein Land mehr für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung stehen."

Zahlreiche Informationen zur Landwirtschaft im Münsterland gibt es einem Steckbrief von der Landwirtschaftskammer NRW.

Wälder

Auf rund 9.350 Quadratkilometern wachsen in NRW Wälder – das heißt, dass mehr als ein Viertel des gesamten Bundeslandes von Waldgebieten bedeckt ist. Der Wald nimmt in NRW eine Fläche ein, die mehr als zehn Mal so groß ist wie Rügen, die größte Insel Deutschlands.

Der Waldanteil liegt in Westfalen bei rund 27 Prozent und damit etwas unter dem deutschlandweiten Durchschnitt von rund 30 Prozent.

In Westfalen gibt es vor allem in den Mittelgebirgen Südwestfalens große Waldgebiete, fast die Hälfte des Sieger- und Sauerlandes ist von Wäldern bedeckt. Dort sind überwiegend Nadelwälder zu finden, am häufigsten wächst dort die Fichte. Allerdings haben Hitze, Trockenheit, Unwetter und der Borkenkäfer den Fichten stark zugesetzt – mehr noch als anderen Baumarten. Kirchhundem im Kreis Olpe ist die waldreichste Kommune in NRW, dort sind nahezu 73 Prozent des Gemeindegebiets von Wäldern bedeckt.

Auch in Teilen von Ostwestfalen-Lippe gibt es größere Waldgebiete, zum Beispiel den Teutoburger Wald, der sich über die Kreise Lippe, Paderborn und Höxter erstreckt und teilweise in den münsterländischen Kreis Steinfurt hineinragt. In OWL wachsen vor allem Buchen, im Münsterland sind Eichen die am häufigsten vorkommende Baumart.

Karte zeigt den Anteil der Wald- an der Gesamtfläche im Jahr 2020 in den Gemeinden

Je dunkler die Einfärbung der Gemeinden, desto größer ist der Anteil von Wald- an der Gesamtfläche. In Südwestfalen gibt es waldreiche Mittelgebirge, durch Teile von OWL erstreckt sich der Teutoburger Wald.

In den Mittelgebirgen gibt es große Waldgebiete, im Flachland sind die Wälder kleiner und hängen nicht zusammen.

Die meisten Wälder in NRW sind in Privatbesitz.

Karte zeigt den Anteil der Siedlungs- und Verkehrs- an der Gesamtfläche im Jahr 2021 in den Kreisen und kreisfreien Städten

Siedlungs- und Verkehrsflächen

Etwa 14 Prozent der Fläche Westfalens ist Siedlungsgebiet, dazu zählen sowohl Wohn-, Gewerbe- und Industrieflächen als auch Parks, Friedhöfe oder Sportanlagen. Sieben Prozent des westfälischen Bodens werden vom Verkehr genutzt. Zusammen entspricht das rund einem Fünftel der Gesamtfläche Westfalens.

NRW ist das Bundesland mit den meisten Einwohnerinnen und Einwohnern, deswegen nehmen Siedlungs- und Verkehrsflächen mehr Platz ein als im deutschlandweiten Durchschnitt. Während in Deutschland insgesamt 14 Prozent der Fläche für Siedlungen und den Verkehr genutzt werden, liegt der Anteil in NRW bei rund 23 Prozent.

Wie groß der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche in den Bundesländern, Teilregionen, Kreisen und Gemeinden ist, hängt vor allem mit der Bevölkerungsdichte zusammen: Wo viele Menschen leben, werden mehr Häuser und Straßen benötigt. In Großstädten sind die Bevölkerungsdichte und der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche höher als in ländlich geprägten Kreisen.

Etwa die Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsfläche von NRW ist versiegelt, "also bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt".

Karte zeigt die Bevölkerungsdichte in den westfälischen Kreisen und kreisfreien Städten im Jahr 2021

Je dunkler die Einfärbung der Kreise und kreisfreien Städte, desto mehr Menschen wohnen auf einem Quadratkilometer zusammen. In den dunkelbraunen Gebieten ist die Bevölkerungsdichte besonders hoch.

Zunehmender Flächenbedarf

Die Siedlungsfläche pro Einwohner:in nimmt zu: 2019 nahm jeder Mensch in NRW durchschnittlich 306 Quadratmeter Siedlungsfläche in Anspruch, 20 Jahre zuvor waren es mehr als 30 Quadratmeter weniger gewesen.

Wie es in den Städten und Gemeinden aussieht, beschreibt der Artikel zum Bauen und Wohnen.

Täglicher Flächenverbrauch durch Siedlungs- und Verkehrsflächen

In NRW werden jeden Tag durchschnittlich 5,7 Hektar Fläche für Siedlungs- oder Verkehrszwecke erschlossen. Das entspricht etwa der Größe von acht Fußballfeldern. Das Tempo des Flächenverbrauchs schwankte in den letzten Jahren.

Siedlungsflächen

Zu den Siedlungsflächen gehören Bereiche, auf denen zum Beispiel Wohngebäude stehen oder Industrie und Gewerbe angesiedelt sind, auf denen Rohstoffe abgebaut werden oder die der Erholung und Freizeitgestaltung dienen.

Nahezu die Hälfte der Siedlungsfläche wird von Wohnhäusern eingenommen, dazu zählen auch Gärten, Zufahrten und Stellplätze. Gemessen an der Gesamtfläche liegt der Anteil der Wohnbaufläche bei etwa sechs Prozent. Nahezu ein Fünftel der Siedlungsflächen wird für Industrie- und Gewerbezwecke genutzt, das entspricht 2,5 Prozent der Gesamtfläche Westfalens. Rund 15 Prozent der Siedlungsfläche werden für die gemischte Nutzung (zum Beispiel Geschäftsräume in der Innenstadt, über denen Praxen und Wohnungen liegen oder landwirtschaftliche Höfe mit einem Wohnhaus) verwendet. Halden, Bergbaubetriebe, der Tagebau, Gruben und Steinbrüche nehmen nur einen sehr kleinen Teil (etwa zwei Prozent) der Siedlungsfläche Westfalens ein.

Industrie- und Gewerbeflächen

Etwas mehr als die Hälfte der Industrie- und Gewerbeflächen von NRW liegen in Westfalen.

18 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsfläche Westfalens stehen Industrie und Gewerbe zur Verfügung, das entspricht ungefähr dem deutschlandweiten Durchschnitt von 18,6 Prozent.

Gemessen an der Gesamtfläche Westfalens nehmen Industrie- und Gewerbeflächen nicht einmal drei Prozent ein. Allerdings gibt es regional große Unterschiede: In Gelsenkirchen sind mehr als 15 Prozent des Stadtgebiets Industrie- oder Gewerbeflächen, in Bielefeld sind es fast sechs und im Kreis Höxter nur etwa ein Prozent. Insgesamt liegt der Anteil der Gewerbe- und Industrieflächen im Ruhrgebiet etwa dreimal so hoch wie in den anderen Teilregionen.

Verkehrsflächen

Während immer mehr Platz für Siedlungen zur Verfügung steht, schrumpft die durch den Verkehr genutzte Fläche.

Insgesamt werden ungefähr sechs Prozent des westfälischen Bodens vom Verkehr genutzt. Das ist rund ein Prozent weniger als im NRW- und etwa ein Prozent mehr als im bundesweiten Durchschnitt.

Zwischen 2016 und 2020 schrumpfte die Verkehrsfläche Westfalens um rund 6,8 Quadratkilometer, das entspricht einem Gebiet, das etwa doppelt so groß ist wie der New Yorker Central Park.

Der Anteil der Verkehrsflächen ist dort besonders hoch, wo viele Menschen leben. In einigen kreisfreien Städten des Ruhrgebiets liegt der Anteil der Verkehrsflächen mehr als doppelt so hoch wie im westfälischen Durchschnitt. In Herne werden sogar mehr als 17 Prozent des Stadtgebiets für den Verkehr genutzt, in Breckerfeld (Kleinstadt im Ennepe-Ruhr-Kreis) sind es hingegen lediglich drei Prozent.

Karte zeigt den Anteil der Verkehrs- an der Gesamtfläche auf Ebene der Gemeinden im Jahr 2021

Je dunkler die Färbung der Gemeinde, desto mehr Fläche wird für den Verkehr genutzt.

Nutzung der Verkehrsflächen

Mehr als die Hälfte der Verkehrsfläche wird für den Straßen- und nahezu 40 Prozent für den Wegeverkehr genutzt – zusammen entspricht das mehr als 90 Prozent der gesamten Verkehrsfläche Westfalens. Zu den beiden Kategorien zählen neben Straßen, Fuß- und Radwegen zum Beispiel auch Rastplätze, Seitenstreifen oder Verkehrsinseln.

Sechs Prozent der Verkehrsfläche Westfalens gelten dem Bahnverkehr. Zwischen 2016 und 2020 wurde diese Fläche um mehr als 5,8 Quadratkilometer kleiner.

Im Rheinland ist der Anteil des Straßen- und Wegeverkehrs etwas kleiner als in Westfalen, dafür nimmt der Bahnverkehr mehr Fläche in Anspruch. Insgesamt liegt der Anteil der Verkehrs- an der Gesamtfläche geringfügig höher als in Westfalen.

Nicht einmal ein Prozent des westfälischen Bodens werden für den Flugverkehr benötigt, der Anteil der Fläche für den Schiffsverkehr ist noch kleiner.

Wie der Verkehr in den einzelnen Teilen Westfalens aussieht und sich verändert, wird in einem eigenen Artikel beschrieben.

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