Transkript anzeigen Abspielen Pausieren

Grafik, die unter anderem einen Acker und eine Gemeinde mit ihren Bewohnerinnen und Einwohnern zeigt

Verkehr und Pendlerströme

In diesem Artikel geht es um den Verkehr auf Westfalens Straßen und Schienen, in der Luft und im Wasser, zu Fuß und im Auto. Außerdem werden die Pendelbeziehungen beschrieben.

Der Verkehr verursacht in Deutschland rund ein Fünftel aller Treibhausgasemissionen, der mit Abstand größte Teil davon entsteht im Straßenverkehr. Die Emissionen sind in den vergangenen Jahren nicht zurückgegangen, weil immer mehr Fahrzeuge unterwegs sind. Um den Verkehr zukünftig klimafreundlicher zu gestalten, sind verschiedene Maßnahmen geplant. Unter anderem sollen Autos, Busse und Bahnen vermehrt mit Strom betrieben, kürzere Strecken häufiger zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt, längere Strecken öfter mit dem Zug gefahren und mehr Güter per Bahn oder Schiff transportiert werden.

Im deutschland- und europaweiten Personen- und Güterverkehr sind NRW und Westfalen von großer Bedeutung, weil wichtige Verkehrsachsen durch die Region führen. Diese verbinden zum Beispiel Ballungsräume miteinander oder führen bis ins europäische Ausland.

Begriffe kurz erklärt

Zu den Verkehrsmitteln des Umweltverbunds zählen Fuß-, Radverkehr und öffentliche Verkehrsmittel, etwa Busse und Bahnen. Sie gelten als besonders nachhaltig, umwelt- und klimaschonend.

Der Modal-Split gibt an, mit welchem Verkehrsmittel die meisten Strecken zurückgelegt werden. Wenn zum Beispiel der Modal-Split von Städten untersucht wird, zeigt sich, welche Verkehrsmittel von den Bürgerinnen und Bürgern am meisten genutzt werden und wie der Verkehr vor Ort aussieht.

Intermodalität heißt, dass auf einem Weg verschiedene Verkehrsmittel genutzt werden (zum Beispiel wird der erste Teil vom Arbeitsweg mit dem Fahrrad und der zweite Teil mit dem Zug zurückgelegt). Multimodalität bedeutet, dass auf unterschiedlichen Wegen jeweils andere Verkehrsmittel genutzt werden (zum Beispiel zur Arbeit mit dem Auto, zum Musikunterricht mit der Bahn und zum Einkaufen mit dem Fahrrad).

Eine besondere Bedeutung kommt in der Verkehrsplanung der sogenannten "letzten Meile" zu, dem ersten und/oder letzten Stück des Weges. Gemeint ist zum Beispiel die Strecke vom Bahnhof zum Arbeitsplatz oder von der Haltestelle nach Hause. Bisher fahren viele Menschen den gesamten Weg mit dem Auto, auch wenn nur ein Teil der Strecke nicht mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden kann.

Wie sind Menschen unterwegs?

Wie oft Menschen am Tag und in der Woche unterwegs sind und welches Verkehrsmittel sie wählen, unterscheidet sich unter anderem je nach Alter, Wohnort oder Einkommen.

Es gilt zum Beispiel: Je höher der sozioökonomische Status von Menschen ist, desto mehr und desto längere Wege legen sie im (beruflichen) Alltag zurück. Und dass das Fahrrad in Großstädten beliebter ist als in ländlich gelegenen Gemeinden.

Auch das Alter der Verkehrsteilnehmenden hat einen Einfluss auf ihr Mobilitätsverhalten: Menschen, die zwischen 30 und 60 Jahren alt sind, legen mehr als die Hälfte aller Wege im Auto zurück. Kinder und Personen über 80 Jahren gehen rund ein Drittel der Wege zu Fuß. Der öffentliche Verkehr hat für Menschen zwischen zehn und 29 Jahren die größte Bedeutung und das Fahrrad ist bei Jugendlichen am beliebtesten.

Das Mobilitätsverhalten kann zudem durch äußere Umstände beeinflusst werden. Zum Beispiel sorgte die Corona-Pandemie dafür, dass insgesamt weniger Strecken zurückgelegt wurden, etwa weil viele Berufstätige aus dem "Homeoffice" arbeiteten und Kinder und Jugendliche im "Homeschooling" lernten. Aus Angst vor Ansteckung verzichteten viele Menschen auf die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel und wählten stattdessen das Auto oder Fahrrad.

Karte zeigt die Zahl der Autos in den Kreisen und kreisfreien Städten pro 1.000 Einwohner:innen im Jahr 2022

Straßenverkehr

Ein großer Teil des täglichen Güter- und Personenverkehrs verläuft über die Straßen.

Das beliebteste Fortbewegungsmittel der deutschen Bevölkerung ist das Auto, mit dem mehr als die Hälfte aller Wege zurückgelegt wird. Das zeigt sich zum Beispiel in der steigenden Zahl von Privatwagen: Deutschlandweit nimmt die Zahl der privat genutzten Autos in allen Kreisen und kreisfreien Städten zu.

2010 besaßen 1.000 Westfälinnen und Westfalen 514 Pkw, zehn Jahre später waren es 586 Pkw. Das sind mehr als im Rheinland (542 Pkw für 1.000 Einwohner:innen) und im deutschlandweiten Durchschnitt (2022: 580 Autos für 1.000 Menschen).

2022 ging die Zahl der Fahrzeuge pro 1.000 Personen erstmals leicht zurück.

Die meisten Pkw pro 1.000 Personen sind im Kreis Olpe gemeldet, die wenigsten in Münster.

Verzicht auf eigenes Auto?

Den größten Anreiz, auf ein eigenes Auto zu verzichten, haben Bürger:innen, die in Kommunen mit einem gut ausgebauten Netz von öffentlichen Verkehrsmitteln wohnen: "Je besser der ÖPNV, desto weniger Autos." Die meisten Autos gibt es in Gegenden, in denen die Menschen überwiegend in Klein- oder Mittelstädten leben, denn „je kleiner die Stadt, desto wichtiger ist der Pkw für die alltägliche Mobilität.

Kraftfahrzeuge

Nicht nur die Zahl der Pkw steigt, sondern auch die der zugelassenen Kraftfahrzeuge - zumindest bis 2021.

Während 1.000 Einwohner:innen aus Gelsenkirchen, Münster, Dortmund oder Herne zusammen weniger als 600 Kfz besitzen, sind es in den Kreisen Höxter, Olpe oder dem Hochsauerlandkreis 800 Fahrzeuge und mehr. Die Kreise sind weniger dicht besiedelt und bestehen vor allem aus kleineren Kommunen.

2022 ging auch die Zahl der Kfz erstmals zurück.

Karte zeigt die Bevölkerungsdichte in den Gemeinden im Jahr 2021

Je dunkler die Städte und Gemeinden eingefärbt sind, desto höher ist die Bevölkerungsdichte.

Antrieb

Ein Großteil der in Deutschland zugelassenen Autos wird mit Verbrennungsmotoren angetrieben.

In NRW werden 94 Prozent der mehr als 10,4 Millionen Autos entweder mit Diesel oder mit Benzin betankt. Die als umweltfreundlich geltenden Elektro- und Hybridautos konnten aber in den vergangenen Jahren an Beliebtheit gewinnen; der Bestand an Elektroautos verdoppelte sich binnen eines Jahres, während die Zahl der Autos mit klassischem Verbrennungsmotor leicht zurückging. Den höchsten Anteil von Elektroautos gibt es in den kreisfreien Städten Bielefeld und Münster sowie im Kreis Paderborn.

Verkehrsunfälle

Seit den 1970er Jahren gibt es in Deutschland stetig weniger Unfälle, weniger Verletzte und weniger Getötete im Straßenverkehr.

Deutschlandweit ging die Zahl der Unfälle, bei denen Menschen zu Schaden kamen, zwischen 1970 und 2017 um mehr als ein Viertel zurück. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der Verkehrstoten um 85 Prozent, die der Verletzten um immerhin rund 33 Prozent. Der Straßenverkehr wurde also auf lange Sicht trotz einer steigenden Anzahl von Autos sicherer. Dennoch: 2021 wurde alle 24 Minuten ein Kind auf Deutschlands Straßen verletzt oder getötet; jeden Tag starben sieben Menschen und weitere 885 Menschen wurden verletzt.

In NRW wurde 2019 alle 47 Sekunden ein Verkehrsunfall von der Polizei aufgenommen, alle 81 Minuten verunglückte ein Kind im Straßenverkehr und alle 19 Stunden wurde ein Mensch getötet.

An mehr als 18.000 Straßenverkehrsunfällen in NRW im Jahr 2021 waren Radfahrer:innen beteiligt. Rund ein Drittel der verunglückten Radfahrenden war mindestens 65 Jahre alt, ein Viertel war jünger als 25 Jahre alt. Etwa jede:r vierte war auf einem Pedelec unterwegs.

2022 kam es in Westfalen zu rund 61 Straßenverkehrsunfällen je 10.000 zugelassenen Kraftfahrzeugen, 2010 waren es noch etwa 73 Unfälle gewesen. 2020 und 2021 sorgten die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie dafür, dass insgesamt weniger Verkehr auf den Straßen unterwegs war und deshalb auch die Zahl der Verkehrsunfälle auf rund 53 pro 10.000 Kfz zurückging. In Westfalen kommt es etwas seltener zu Straßenverkehrsunfällen als im Durchschnitt von NRW.

Gemessen an der Zahl der zugelassenen Kfz gibt es in Münster die meisten und im Kreis Höxter die wenigsten Straßenverkehrsunfälle.

Steigende Zahl von Verletzten

Die Unfälle werden allerdings gefährlicher, unter anderem steigt die Zahl der Verletzten. In Westfalen gibt es zwar weniger Verletzte als im landesweiten Durchschnitt, aber mehr Verkehrstote.

Im Verhältnis zur Einwohner:innen-Zahl gibt es im Ruhrgebiet die wenigsten Verletzten und Verkehrstoten, die meisten gibt es im Münsterland.

Grafik zeigt die Zahl der Verletzten und Getöteten pro 100.000 Einwohner:innen in NRW und Westfalen zwischen 2010 und 2022

Auf der linken Achse und mit den beiden oberen Linien wird die Zahl der Verletzten je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern gezeigt. Die rechte Achse und die beiden unteren Linien zeigen, wie viele Menschen zwischen 2010 und 2020 getötet wurden.

Nahmobilität

Zur Nahmobilität gehören der Fahrrad- und Fußverkehr. Beide Verkehrsarten sind gesundheitsfördernd und klimaschonend.

Mehr als ein Viertel des Verkehrsaufkommens in Deutschland entfallen auf den Fuß- und 17 Prozent auf den Radverkehr. Jede:r Deutsche legt zu Fuß und auf dem Rad jeweils mehr als einen Kilometer pro Tag zurück.

Zukünftig sollen der Rad- und Fußverkehr eine größere Bedeutung bei der Mobilität in NRW spielen. Langfristig soll jede zweite Strecke entweder gelaufen oder mit dem Fahhrad gefahren werden. Dafür muss der Anteil des Radverkehrs verdoppelt werden. Das könnte durchaus gelingen, denn die Hälfte aller Autofahrten in Deutschland ist kürzer als fünf, ein Viertel nicht einmal drei Kilometer lang. Um den Fuß- und Radverkehr als eigene Verkehrsarten und als Bestandteile des intermodalen Verkehrs zu stärken, wurde in NRW 2021 ein eigenes Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz verabschiedet.

Um die Beliebtheit des Drahtesels zu steigern und mehr Menschen zum Umsteigen vom Auto auf das Fahrrad zu motivieren, sind in NRW unterschiedliche Maßnahmen geplant, zum Beispiel soll der Bau von Radschnellwegen vor allem Pendelnden den Umstieg auf das Fahrrad ermöglichen und erleichtern.

ADFC Fahrradklima-Test

Wie zufrieden sind die Radfahrer:innen in ihrer Heimatstadt? Macht das Radfahren dort Spaß oder verursacht es Stress? Um das "Fahrradklima" in unterschiedlichen Städten und Gemeinden zu ermitteln, befragt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) alle zwei Jahre Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet.

In der Befragung aus dem Jahr 2020 bekamen die Städte und Gemeinden aus NRW im Durchschnitt insgesamt die Note 4,3 – erreichten also gerade einmal ein "ausreichend". Damit lagen die NRW-Kommunen unterhalb der deutschlandweiten Durchschnittsnote von 3,9. In der aktuellen Befragung aus dem Herbst 2022 verbesserte sich NRW leicht auf die Durchschnittsnote 3,9, Deutschland insgesamt hat sich leicht verschlechtert.

Die am häufigsten genannten Kritikpunkte waren zu schmale Radwege, fehlende Kontrolle von Falschparkenden auf Radwegen und die Führung an Baustellen. Besonders gelobt wurde hingegen die schnelle Erreichbarkeit des Stadtzentrums, die Öffnung von Einbahnstraßen in beide Richtungen und das zügige Radfahren.

Die beste Gesamtnote unter allen teilnehmenden Städten und Gemeinden in Deutschland erreichte, wie schon bei der letzten Befragung, Wettringen (Kreis Steinfurt), eine westfälische Gemeinde mit rund 8.200 Einwohnerinnen und Einwohnern. Reken (Kreis Borken) belegte erneut in der Kategorie der Kleinstädte hinter Wettringen den zweiten Platz. Bei den Mittelstädten verteidigte Bocholt den zweiten Platz. Münster erreichte in der Kategorie der Großstädte mit 200.000 bis 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern mit der Gesamtnote 3,0 den ersten Platz. Bei den größeren Großstädten reichte es für keine NRW-Stadt für einen Platz auf dem Siegertreppchen.

Insgesamt waren die Bürger:innen aus kleineren Gemeinden zufriedener mit dem Radwegenetz und der Situation für Radfahrende als die Einwohner:innen größerer Städte.

Ergebnisse über den ADFC verfügbar

Alle Ergebnisse aus der Befragung von 2020 sind über den NRW-Landesverband des ADFC verfügbar.

Die bundesweiten Ergebnisse aus der Umfrage von 2022 sind über den ADFC verfügbar.

Schienenverkehr und ÖPNV

Bis 2050 sollen alle Länder der Europäischen Union klimaneutral sein. Um beim Verkehr Emissionen einzusparen, ist geplant, unter anderem den öffentlichen Personennah- und den Schienenverkehr zu stärken.

Zum Schienenverkehr gehören der Nah- und Fernverkehr, der Personen- und der Gütertransport; zum ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) zählen die meisten Busse und viele Bahnen.

Schienenverkehr

Die Bahn ist das einzige öffentliche Verkehrsmittel, das deutschlandweit flächendeckend verfügbar ist. Bis 2030 sollen doppelt so viele Menschen mit der Bahn fahren wie 2020.

Der Nahverkehr auf den Schienen von NRW wird von drei Zweckverbünden betreut, die jeweils für Westfalen, das Rheinland und das Ruhrgebiet zuständig sind. Mehr als die Hälfte der Fläche von NRW und weite Teile Westfalens werden durch den Zweckverband Nahverkehr Westfalen Lippe (NWL) verwaltet, der rund 5,6 Millionen Menschen erreicht. Durch das Gebiet des NWL verlaufen rund 2.000 Kilometer Schienennetz, die von 58 Nahverkehrslinien genutzt werden. Die Anforderungen sind je nach Teilregion und Standort teilweise sehr unterschiedlich.

Das Schienennetz von NRW wird nicht nur von vielen Menschen genutzt, sondern auch zum Transport von Gütern. Mehr als ein Fünftel aller in Deutschland über die Schiene transportierten Güter wird nach NRW geschickt oder von dort versendet. Die Menge der umgeschlagenen Güter sinkt, der Anteil des Schienenverkehrs beim Gütertransport bleibt nahezu unverändert.

Öffentlicher Personennahverkehr

In den verschiedenen Gegenden Westfalens wird der ÖPNV unterschiedlich intensiv genutzt: Je größer die Stadt ist, desto mehr Menschen fahren mit der Bahn oder dem Bus. In Großstädten steigt außerdem die Zahl der Einwohner:innen, die kein (eigenes) Auto haben oder dieses zumindest im Stadtverkehr nicht nutzen. Umgekehrt gilt: Je kleiner die Stadt, desto höher ist das Verkehrsaufkommen mit dem Pkw. In vielen überwiegend ländlich geprägten Kreisen ist der ÖPNV schlechter ausgebaut als in größeren Städten, die Menschen sind mit dem Angebot oft unzufrieden und die Autodichte ist (deutlich) höher.

In NRW sind die Menschen aus jeder Kommune schneller mit einem Auto an einem zentralen Ort (dort gibt es zum Beispiel weiterführende Schulen oder ein Krankenhaus) als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Wie groß der Zeitgewinn des Autos im Vergleich zu den Öffentlichen ist, hängt vom Wohnort ab: Zum Beispiel benötigen Menschen, die zwischen Paderborn und Bielefeld, rund um Münster oder östlich von Siegen wohnen, mit dem Auto meist nicht einmal eine Viertelstunde bis ins nächste Mittel- oder Oberzentrum, während sie mit den "Öffentlichen" teilweise mehr als 40 Minuten unterwegs sind.

Die längste Autofahrt zum nächstgelegenen zentralen Ort haben die Einwohner:innen von Havixbeck (Kreis Coesfeld), sie fahren rund 22 Minuten. Wenn sie die Strecke mit dem Bus oder der Bahn zurücklegen, benötigen sie 41 Minuten und damit nahezu doppelt so lange. Am schnellsten sind die Einwohner:innen von Waltrop (Kreis Recklinghausen) mit Bus oder Bahn am Ziel: Sie erreichen in rund sechs Minuten das Stadtzentrum und brauchen damit nur etwa vier Minuten länger als mit dem Auto. Auch in den Großstädten unterscheiden sich die Anfahrtswege: Autofahrende in Bielefeld brauchen etwa sieben Minuten ins Zentrum, mit den Öffentlichen müssen rund 20 Minuten eingeplant werden.

Maßnahmen zur Stärkung des ÖPNV

Im Rahmen der sogenannten "ÖPNV-Offensive" der NRW-Landesregierung wurden 2019 zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Bus- und Bahn-Angebots gebündelt.

Durch die ÖPNV-Offensive sollen öffentliche Verkehrsmittel insgesamt "attraktiver, leistungsfähiger, zuverlässiger und flexibler" werden.

  • Die Zahl der Zugverbindungen soll erhöht und so das Leistungsangebot verbessert werden. Dafür sind die Verlängerung bereits bestehender Schienenverbindungen und eine engere Taktung geplant. In Westfalen sollen Regionalbahnen zum Beispiel andere Endstationen bekommen und weiter fahren als bisher, etwa bis nach Münster (RE 13, der zurzeit in Hamm endet) oder Herford (RB 77, bisheriger Endhalt ist Bünde).
  • Das S-Bahn-Netz soll ausgebaut und verbessert werden, indem unter anderem OWL und das Münsterland eigene S-Bahn-Linien bekommen und bestehende Netze modernisiert und erneuert werden. Insgesamt sollen im gesamten Bundesland 50 neue Haltestellen für S-Bahnen entstehen.
  • Um den öffentlichen Verkehr insbesondere in ländlichen Räumen zu stärken, sollen Schnellbuslinien ausgebaut und verstärkt eingesetzt werden. Mehr als die Hälfte des Budgets für Schnellbuslinien in NRW fließt in das Gebiet des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe.
  • Stillgelegte Bahnstrecken sollen reaktiviert und wieder befahren werden. In Westfalen werden zwei Verbindungen, zwischen Münster und Sendenhorst sowie zwischen Harsewinkel, Gütersloh und Verl, wieder in Betrieb genommen. Insbesondere Pendler:innen sollen so zum Umsteigen motiviert werden.
  • Eine weitere Maßnahme ist die Modernisierung von 15 ausgewählten Bahnhöfen im gesamten Bundesland, acht davon liegen in Westfalen.
  • Die Sicherheit an den Bahnhöfen, in Zügen und in Bussen soll erhöht werden, unter anderem durch mehr Sicherheitspersonal und die Ausstattung mit Videoüberwachung an rund 100 Bahnhöfen.
  • Um das Angebot des Umweltverbunds insgesamt zu stärken, sollen zukünftig vermehrt Mobilstationen gebaut werden. Dort sollen die Menschen zum Beispiel das Verkehrsmittel wechseln, ihr Gepäck sicher verstauen und Fahrräder abstellen können.
  • Zudem werden Projekte finanziert, die als Modellvorhaben testen, wie etwa im ländlichen Raum Mobilität gewährleistet oder in den Städten verbessert werden kann.

Neben den Projekten der ÖPNV-Offensive gibt es zahlreiche weitere verkehrspolitische Vorhaben; dazu zählt zum Beispiel der Rhein-Ruhr-Express (RRX), der zwischen Köln und Dortmund fahren fahren soll. Mit dem RRX sollen eine schnellere Erreichbarkeit, verbesserte Anbindungen und engere Taktungen im gesamten Bundesland erreicht werden.

Der WDR schreibt zum Bahnverkehr: "Trotz Rekordinvestitionen der Bahn und einer angekündigten ÖPNV-Offensive … von vier Milliarden Euro bis 2030: Der Ausbau des Zugverkehrs kommt in NRW nur schleppend voran."

Demografischer Wandel und ÖPNV

Der demografische Wandel wird den ÖPNV verändern.

Die Menschen werden älter, es gibt weniger Kinder und Jugendliche und dafür mehr Menschen im Rentenalter. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung vieler Kommunen schrumpft.

Weniger Nutzer:innen im ländlichen Raum

Dadurch ergeben sich für den ÖPNV unterschiedliche Herausforderungen, insbesondere, weil verschiedene Kundengruppen wegfallen. Weil es weniger Kinder und Jugendliche geben wird, sinkt auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die insbesondere im ländlichen Raum wichtige Nutzer:innen des ÖPNV sind.

Neben den Schülerinnen und Schülern sind auch Menschen im Rentenalter bislang eine wichtige Nutzer:innengruppe des ÖPNV. Ob diese Gruppe auch zukünftig häufig öffentliche Verkehrsmittel nutzen wird, ist ungewiss, denn die über 65-Jährigen der Zukunft müssten ihr eigenes Mobilitätsverhalten deutlich ändern. Sie hatten (im Vergleich zu früheren Generationen) stets ein eigenes Auto zur Verfügung und nutzen den ÖPNV deswegen bisher nur selten. Dass sie, wenn sie das Rentenalter erreichen, ihr eigenes Auto seltener und den ÖPNV stattdessen häufiger nutzen, gilt als eher unwahrscheinlich. Es gibt also zukünftig zwar mehr Menschen, die älter als 65 Jahre sind, aber sie werden den ÖPNV vermutlich weniger nutzen als heutige 65-Jährige.

Während der ÖPNV in ländlichen Gebieten immer schwerer erhalten werden kann, weil unwirtschaftliche Fahrten eingespart werden und zum Beispiel Schulkinder als Nutzende vermehrt wegfallen, wird er in zahlreichen Städten ausgebaut, denn dort steigen die Fahrgastzahlen. Zukünftig könnten also die bereits bestehenden Unterschiede zwischen dem ÖPNV auf dem Land und in der Stadt noch größer werden.

Hürden abbauen

Weil die Menschen immer älter werden, müssen bestehende Hürden beim ÖPNV abgebaut und die Verkehrsmittel zunehmend barrierefrei gestaltet werden. Dadurch wird der Zugang für alle Menschen erleichtert.

Schiffs- und Flugverkehr

Das westfälische Kanalnetz schafft eine wichtige Verbindung zwischen dem Rhein und der Nordsee, europäischen Nachbarn und innerdeutschen Ballungsräumen. Über den Luftweg ist Westfalen über mehrere Flughäfen zu erreichen, die drei größten sind Dortmund, Münster-Osnabrück und Paderborn-Lippstadt.

Über die Kanäle und Flüsse Westfalens werden überwiegend Steine und Erden transportiert, die westfälischen Flughäfen werden nahezu ausschließlich für Urlaubsreisen genutzt.

Schiffsverkehr

Die meisten Produkte und Waren werden in Deutschland per Lastwagen transportiert, gerade einmal etwas mehr als vier Prozent aller Güter werden über Kanäle und Flüsse verschifft. Nahezu die Hälfte des deutschlandweiten Güterumschlags der Binnenschifffahrt entfällt auf NRW. Die meisten Güter in NRW werden über den Rhein transportiert und am Duisburger Hafen, dem weltweit größten Binnenhafen, umgeschlagen.

Der Dortmunder Hafen ist der größte Kanalhafen Europas.

Das "Rückgrat des westdeutschen Kanalnetzes" ist der Dortmund-Ems-Kanal, der den Rhein mit dem Ruhrgebiet und der Nordsee verbindet und über den westfalenweit die meisten Güter verschifft werden. Er verläuft durch das östliche Ruhrgebiet und das Münsterland.

Daneben gibt es weitere wichtige Schifffahrtswege, die ganz oder teilweise in Westfalen liegen.

In den vergangenen Jahren schwankte die Menge der transportierten Güter. 2017 wurden fast fünf Millionen Tonnen über die Kanäle und Flüsse Westfalens transportiert, danach ging das Niveau stetig zurück. 2022 stieg die Menge der per Binnenschifffahrt transportierten Güter wieder an.

Deutschlandweit zeigt sich, dass, während die Transportmenge insgesamt stetig größer wird, die Beförderungsleistung der Binnenschiffe sinkt.

Über die Wasserstraßen werden überwiegend Steine und Erden, aber auch Produkte aus der Landwirtschaft, Nahrungs- und Futtermittel, sowie Erd- und Mineralöl und ihre Erzeugnisse transportiert.

Flugverkehr

In Westfalen gibt es drei internationale Flughäfen, nämlich Dortmund, Münster-Osnabrück und Paderborn-Lippstadt. Daneben gibt es den Regionalflughafen Siegerland sowie Militärflughäfen und mehrere kleine Landeplätze. Weiter entfernte Ziele können von Flughäfen in der Umgebung angeflogen werden, etwa von Düsseldorf, Köln-Bonn, Hannover oder Frankfurt aus. Die meisten Westfälinnen und Westfalen erreichen innerhalb von etwa einer Stunde Autofahrt einen Hauptverkehrsflughafen.

2019 nutzten so viele Menschen wie nie zuvor die drei größten Verkehrsflughäfen in Westfalen: Rund 4,4 Millionen Passagiere flogen von oder nach Dortmund, Münster-Osnabrück und Paderborn-Lippstadt (zum Vergleich: der Düsseldorfer Flughafen hatte im gleichen Jahr fast 25,5 Millionen Fluggäste).

Die Reisebeschränkungen, die aufgrund der Corona-Pandemie verhängt wurden, führten 2020 zu einem drastischen Rückgang der Passagierzahlen. Bereits im Folgejahr stieg die Zahl der Fluggäste wieder an.

Der Flughafen Dortmund hat westfalenweit die meisten Passagiere, in NRW steht er (mit großem Abstand) beim Passagieraufkommen an dritter Stelle hinter den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn. 87 Prozent aller Passagiere reisen nach oder ab Köln/Bonn oder Düsseldorf, rund zehn Prozent der Flugreisenden nutzen einen der westfälischen Flughäfen. Damit gelten die drei westfälischen Flughäfen als "kleine" Flughäfen, die überwiegend für Urlaubsreisen und fast ausschließlich von Passagieren aus der Umgebung genutzt werden.

Auf die drei westfälischen Flughäfen entfällt lediglich ein Bruchteil der in NRW aus- und eingeladenen Fracht, denn 99,97 Prozent der 2019 verladenen Fracht kommt an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn an oder wird von dort verschickt.

In Westfalen wird seit 2018 am Flughafen Paderborn-Lippstadt am meisten Fracht umgesetzt. Insgesamt schwankt das Frachtaufkommen, wobei mit dem Beginn der Corona-Pandemie weniger Güter transportiert wurden.

Das dichte Netz von Flughäfen in und um Westfalen bedeutet für die Passagiere, dass die Erreichbarkeit gut und das Angebot groß ist. Für die Betreiberunternehmen entsteht hingegen eine Konkurrenzsituation.

Pendlerinnen und Pendler

Die meisten Berufstätigen arbeiten und wohnen nicht im gleichen Ort, sondern sie pendeln zwischen der Wohnung und dem Arbeitsplatz. In Westfalen fahren viele Menschen zum Arbeiten in die Großstädte.

Mehr als 18 Millionen Menschen leben in NRW, rund neun Millionen von ihnen sind berufstätig. Von ihnen fuhr 2021 mehr als die Hälfte zum Arbeiten vom Wohnort in eine andere Kommune.

Dortmund zieht als bevölkerungsreichste Stadt Westfalens knapp 142.083 Pendler:innen an – so viele wie keine andere westfälische Kommune. Neben den kreisfreien Großstädten sind auch zahlreiche Mittelstädte wie etwa Soest, Arnsberg oder Coesfeld das Ziel vieler Einpendler:innen. Landesweit hat Köln mit rund 357.299 Menschen die meisten Einpendler:innen.

Münster weist rund 65.392 mehr Ein- als Auspendelnde auf und hat damit den westfalenweit höchsten Pendelsaldo. Bielefeld und Dortmund haben einen positiven Pendelsaldo von mehr als 36.000 Personen. Auch kleinere Städte können einen positiven Pendelsaldo aufweisen, in Westfalen zählen zum Beispiel Gescher (Kreis Borken) oder Olsberg (Hochsauerlandkreis) dazu. NRW-weit ist Düsseldorf die Stadt mit dem höchsten Pendelsaldo (211.305 mehr Ein- als Auspendelnde).

In keiner anderen Stadt in NRW arbeiten und wohnen so viele Menschen im gleichen Ort wie in Münster.

Besonders dicht sind die Pendelverflechtungen meist zwischen nahegelegenen oder benachbarten Kommunen, etwa zwischen Bochum und Dortmund oder zwischen Bielefeld und Gütersloh.

Wie lang der Weg zum Arbeitsplatz ist, hängt vor allem vom Wohnort ab: Menschen, die in einer größeren Stadt leben, haben meist einen kürzeren Weg zur Arbeit als Menschen, die ländlicher wohnen. Der durchschnittliche Arbeitsweg in Deutschland ist fast 17 Kilometer lang, in Westfalen ist er für viele Menschen etwas kürzer. Aber: Westfälinnen und Westfalen, die im Süden des Münsterlandes, östlich des Ruhrgebiets oder im Osten von OWL wohnen, legen einen deutlich längeren Weg zwischen Wohnung und Arbeit zurück. Den längsten Arbeitsweg haben Beschäftigte, die in Drensteinfurt (Kreis Warendorf) wohnen, sie fahren durchschnittlich 26,5 Kilometer weit, um ihre Arbeitsstelle zu erreichen.

Weitere Informationen

Zum Themenbereich Verkehr gibt es zahlreiche weitere Informationen, von denen hier einige beispielhaft aufgeführt werden.

Die Geographische Kommission für Westfalen beschäftigt sich in verschiedenen Artikeln mit zahlreichen Themen und Beispielen, etwa der Historie der Eisenbahnnetze, den einzelnen Flughäfen oder der Binnenschifffahrt.

Das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW hat einige Informationen zusammengestellt, etwa zur Nahmobilität, dem ÖPNV und dem Straßenverkehr. Es gibt zudem einige Informationen zum Rhein-Ruhr-Express.

Im "WDR-Reichweiten-Checker" ist dargestellt, wie gut jede einzelne der rund 47.000 Haltestellen in NRW angebunden ist, das heißt, wie oft Busse oder Bahnen fahren, welche Ziele innerhalb einer Stunde erreicht werden können und wie gut das Angebot im Vergleich zu anderen Haltestellen ist.

Einen aktuellen Überblick zu zahlreichen Indikatoren und Daten zum Pendeln bietet der neu aufgelegte "Pendleratlas Deutschland". Dort sind unter anderem die Pendelströme und bestimmte Kennzahlen zu jeder Stadt und Gemeinde in Deutschland abgebildet, darunter die Zahl der Ein- und Auspendelnden.

Im "Deutschlandatlas" werden ebenfalls die Distanzen und Verflechtungen von Pendelnden untersucht. Die Daten liegen bundesweit vor und können für jede Gemeinde abgerufen werden.

Wieso Menschen sich für welches Verkehrsmittel entscheiden, hat der Verkehrsverbund Westfalen-Lippe untersucht. Neben Faktoren wie Preis oder Dauer der Reise spielen unter anderem auch Gewohnheiten, das Ziel, Komfort und Flexibilität eine wichtige Rolle.

Projektpartner