Klima
Die Menschen beeinflussen das Klima, unter anderem durch die Freisetzung von Treibhausgasen: Die Luft und die Ozeane werden wärmer, Gletscher und Polkappen schmelzen, der Meeresspiegel steigt. Der Klimawandel verändert die Natur und die Umwelt, was wiederum auch Einfluss auf den Menschen hat.
Hitzeperioden und Trockenheit einerseits, Starkregen und Überflutungen andererseits – Wetterextreme treten weltweit immer häufiger auf. Weil die Temperaturen weiter steigen werden (selbst wenn die Treibhausgasemissionen deutlich reduziert würden), werden Hitzewellen und Extremwettereignisse vielerorts öfter vorkommen und heftiger ausfallen.
Verlässliche und unabhängige Daten zum Klima liegen meist nur auf einer größeren räumlichen Ebene vor, weswegen in diesem Artikel überwiegend NRW als gesamtes Bundesland untersucht wird. Um Veränderungen zu zeigen, werden drei zeitliche Abschnitte (sogenannte Referenz- oder auch Klimanormalperioden) miteinander verglichen: von 1881 (Beginn der Wetteraufzeichnungen in NRW) bis 1910, von 1961 bis 1990 und von 1991 bis 2020.
In diesem Artikel werden die Folgen des Klimawandels für Nordrhein-Westfalen beschrieben: Insgesamt wird es wärmer und die Niederschlagsmuster ändern sich. Die Auswirkungen sind vielfältig, zum Beispiel schrumpfen die Lebensräume von Tieren und Pflanzen, das Trinkwasser kann knapp werden und insbesondere in den Städten wird es im Sommer sehr heiß, was wiederum die Gesundheit von Menschen beeinträchtigen kann.
Begriffe kurz erklärt
Das Wetter bezieht sich auf einen bestimmten Zeitpunkt und Ort, das Klima beschreibt lange Zeiträume.
In diesem Abschnitt werden die Begriffe Klima und Wetter kurz erklärt und auf diese Weise voneinander abgegrenzt.
Wetter
Ob es aktuell warm ist oder regnet, ob sich die Menschen auf "weiße Weihnachten" freuen können oder die Temperaturen am Urlaubsort zum Schwimmen gehen einladen – stets stellt sich die Frage nach dem Wetter. Das Wetter beschreibt den physikalischen Zustand in der Atmosphäre, der an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit herrscht. Wie das Wetter an einem Ort ist, hängt von der Erwärmung der Erdoberfläche ab und wird unter anderem durch Gewässer, Bebauung, die Nähe zum Äquator oder die Höhe beeinflusst. Das Wetter bezieht sich auf kurze Zeiträume, die Wettervorhersage deckt zum Beispiel einen Zeitraum von wenigen Tagen ab. Um das Wetter zu beschreiben oder vorherzusagen, werden unter anderem Temperatur, Luftdruck oder Windgeschwindigkeit gemessen.
Witterung
Der Begriff Witterung beschreibt, wie das Wetter über mehrere Tage, Wochen oder Monate aussieht: War es in den vergangenen Wochen eher warm und sonnig oder überwiegend regnerisch? Die Witterung wird durch die aktuell vorherrschende Großwetterlage bestimmt. Teilweise sind auch die Jahreszeiten gemeint. Der beschriebene Zeitraum ist also etwas länger als beim Wetter, aber wesentlich kürzer als beim Klima.
Klima
Das Klima beschreibt längere Zeiträume. Um das Klima zu erforschen, werden meist Perioden von 30 Jahren untersucht und miteinander verglichen: Wird es wärmer? Wie viel regnet es? Wie oft liegt Schnee? Bei der Erforschung des Klimas spielen auch Extremwetter und deren Häufigkeiten eine große Rolle: War es besonders oft sehr heiß? Kommen Überschwemmungen häufiger oder seltener vor? An wie vielen aufeinanderfolgenden Tagen fiel kein Regen?
Klimawandel
Der Klimawandel ist weltweit zu spüren, viele Auswirkungen zeigen sich bereits heute. Je weniger Emissionen freigesetzt werden, desto geringer fällt die Erwärmung aus.
Es wird wärmer und trockener, Extremwetterereignisse, wie etwa Starkregen oder Stürme, werden häufiger. Um den Klimawandel zu verlangsamen, müssten die Treibhausgasemissionen deutlich reduziert werden. Zwischen 2030 und 2052 wird sich die Erde um 1,5 Grad erwärmt haben, wenn die Temperaturentwicklung wie in den letzten Jahren voranschreitet.
Dass sich das Klima verändert und es auf der Erde insgesamt wärmer wird, heißt nicht, dass es jedes Jahr stetig wärmer wird, dass kein Schnee mehr fällt oder jeder Sommer sonnig und heiß wird. Einzelne Jahre können kühl sein und viele Schnee- oder Regentage haben. Veränderungen des Klimas zeigen sich nicht täglich im Wettergeschehen!
Die Auswirkungen des Klimawandels sind vielfältig: Unter anderem schmelzen die Polkappen und Gletscher, der Meeresspiegel steigt, Extremwetterereignisse werden häufiger und können große Schäden hinterlassen; die Tier- und Pflanzenwelt verändert sich, etwa, weil der Lebensraum kleiner wird oder Arten aussterben; Ernten können kleiner oder komplett ausfallen und das Trinkwasser an manchen Orten knapp werden. Auch die Gesundheit der Menschen wird negativ durch den Klimawandel beeinflusst, zum Beispiel durch längere Hitzeperioden.
Anwendung des LANUV
Das Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz des Landes NRW (LANUV) veröffentlicht den Klimaatlas NRW, wo zahlreiche Informationen zum Klima und Klimawandel aufgeführt werden.
Im Klimaatlas wird erläutert, wie sich das Klima in Nordrhein-Westfalen verändert, wie sich der Klimawandel auswirkt und welche Folgen sich daraus ergeben. Außerdem werden zahlreiche Hintergrundinformationen und mögliche Anpassungsstrategien aufgeführt.
Eine Kartenanwendung ermöglicht zusätzlich die kleinräumige Darstellung der Klimaentwicklung, -folgen und -anpassung in NRW. Dort lassen sich zum Beispiel die durchschnittliche Temperatur, die Menge des Niederschlags, die Dürreempfindlichkeit oder die Wahrscheinlichkeit für Hochwasser abbilden.
Es wird wärmer
Auf der Welt wird es wärmer – mit bekannten und teilweise noch unbekannten Auswirkungen. Als eines der wichtigsten Ziele im Kampf gegen den Klimawandel und dessen Folgen gilt das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels.
Die Temperatur auf der Erde hat sich in der Vergangenheit immer wieder verändert. Eine Erwärmung, wie sie in den letzten Jahrzehnten zu messen war, gab es in den vorangegangenen 12.000 Jahren nicht – also noch nie im Verlauf der Geschichte des modernen Menschen. Neun der zehn wärmsten Jahre seit 1881 in Deutschland kamen nach dem Jahr 2000 vor. Zukünftig wird die Temperatur weiter steigen, wobei sich der Anstieg noch beschleunigen könnte. Ein wichtiges Ziel im Kampf gegen den Klimawandel ist die Einhaltung des sogenannten 1,5-Grad-Ziels, das im Pariser Klimaabkommen vereinbart wurde: Die Welt soll sich im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um höchstens 1,5 Grad erwärmen. Ob das 1,5-Grad-Ziel erreicht wird und die derzeitigen Maßnahmen ausreichen, ist aktuell unklar.
1,6 Grad Erwärmung in NRW binnen 100 Jahren
Der weltweite Temperaturanstieg ist auch in NRW messbar. Während die mittlere Jahreslufttemperatur zunächst bis etwa 1950 leicht gestiegen und in den Folgejahren relativ stabil war, ist insbesondere seit den 1980er-Jahren ein deutlicher Anstieg zu erkennen. Zwischen 1991 und 2020 lag die Temperatur im Jahresdurchschnitt bei 10 Grad. In den 30 Jahren zuvor hatte sie bei 9 Grad und zu Beginn des letzten Jahrhunderts bei 8,4 Grad gelegen.
Die zehn höchsten je in NRW gemessenen Temperaturen wurden alle seit dem Jahr 2000 gemessen. Das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung war 2022, die Temperatur lag im Jahresdurchschnitt bei 11,2 Grad. In den Jahren 2011 und 2020 war es im Durchschnitt 11,1 Grad warm, 2014 und 2018 erreichten die Temperaturen durchschnittlich 11 Grad.
Besonders im Frühjahr und im Winter steigen die Temperaturen.
Welche Temperatur im Jahresmittel herrscht, ist in den verschiedenen Regionen von NRW unterschiedlich; zum Beispiel ist es in Höhenlagen kühler als in geschützten Tal- oder Hanglagen. Die höchsten Temperaturen in NRW werden entlang der Rheinschiene gemessen, die niedrigsten in den Mittelgebirgen des Sauer- und Siegerlandes.
Häufiger heiße und seltener kalte Tage
Zudem gibt es immer häufiger Sommer- und heiße Tage, an denen es über 25 Grad oder sogar mehr als 30 Grad warm werden, und mehr Tropennächte, in denen es nachts nicht auf weniger als 20 Grad abkühlt. Gleichzeitig gibt es seltener Frost- und Eistage, an denen die Temperaturen um den Gefrierpunkt liegen.
Die Sommer in NRW werden wärmer und länger, im Frühling und Herbst kommen höhere Temperaturen häufiger vor und die Winter werden insgesamt milder.
Obwohl es insgesamt wärmer wird, kann es in einzelnen Jahren weiterhin sehr kalt sein: So gab es zum Beispiel im Jahr 2010 insgesamt 100 Frosttage, 2014 fielen die Temperaturen hingegen nur an 36 Tagen auf 0 Grad.
Niederschlagsmuster ändern sich
Durch den Klimawandel verändern sich Niederschlagsmuster auf der ganzen Welt: Es gibt zum Beispiel häufiger und länger anhaltende Dürreperioden und gleichzeitig mehr Starkregenereignisse, die extremer ausfallen.
Die veränderten Temperaturen haben einen direkten Einfluss auf den Niederschlag, denn wärmere Luft kann mehr Wasserdampf speichern. Die erhöhte Luftfeuchtigkeit führt dazu, dass es lokal mehr Niederschlag gibt. Allerdings schwächen die wärmeren Temperaturen gleichzeitig den Jetstream ab. Das kann unter anderem dazu führen, dass sich das Wettergeschehen nicht mehr so schnell ändert oder dass es im Winter plötzlich außergewöhnlich kalt oder im Sommer ungewöhnlich heiß werden kann.
Im Vergleich zwischen der ersten und letzten Klimanormalperiode hat die Niederschlagsmenge zugenommen. Werden allerdings nur die letzten Jahre untersucht, sinkt die Niederschlagsmenge: Seit 2010 (einzige Ausnahme ist das Jahr 2017) lag der Jahresniederschlag unterhalb des Durchschnitts der aktuellen Referenzperiode. Hier könnte sich die Schwächung des Jetstreams zeigen, weil das Wetterverhalten "träge" wird, sich die Witterung also langsamer ändert. Das Wetter bleibt dann für mehrere Tage oder Wochen ähnlich.
Im Jahresverlauf verändert sich die Menge an Niederschlag: Im Frühling und Herbst regnet es am wenigsten, der Winter bringt mehr und der Sommer am meisten Niederschlag. Durch den Klimawandel fällt allerdings im Winter zunehmend mehr Niederschlag, sodass die Niederschlagsmenge im Sommer und Winter mittlerweile nahezu gleich ist.
Regional unterscheidet sich die Niederschlagsmenge. In Westfalen gibt es im Sauerland am meisten Niederschlag. Im Regierungsbezirk Münster gibt es am wenigsten Niederschlag, allerdings hat die Niederschlagsmenge dort, ebenso wie im Regierungsbezirk Detmold, zugenommen.
Folgen des Klimawandels
Der Klimawandel hat viele unterschiedliche Folgen. Diese verstärken und beeinflussen sich mitunter gegenseitig, sodass teilweise unklar ist, was die Ursache und was die Wirkung darstellt.
Zahlreiche Folgen des Klimawandels sind auch in NRW spürbar. Je wärmer es auf der Erde wird, desto größer und extremer werden die Auswirkungen sein – deshalb gilt: "Jedes bisschen an Erwärmung zählt."
- ... auf die Umwelt
- Eingeschränkte Wasserverfügbarkeit
- Überschwemmungen und/oder Hochwasser
- Verschlechterung des ökologischen Gewässerzustandes
- Beeinträchtigung des Pflanzenwachstums durch Trockenstress, Überflutungen oder Veränderungen des Bodens
- Bodenerosion
- Verlust von Lebensräumen
- Zunahme von Waldschäden
- ... auf den Menschen
- Gesundheitsrisiken durch Wärmebelastung
- Beeinträchtigung der Lebensmittel- und Trinkwasserqualität
- Zunehmende Zahl von Katastrophenereignisse
- ... auf die Planung und den Bau
- Neue Konzepte für den Umgang mit steigender Wärmebelastung und Überflutungsgefahren notwendig
- Schäden an Gebäuden und Infrastruktur
- ... auf die Wirtschaft
- Ertragsminderungen in der Landwirtschaft
- Beeinträchtigungen von Beschaffungswegen, Transport- und Wertschöpfungsketten
- Höhere Nachfrage nach Versicherungen und gleichzeitig veränderte Risikobewertung der Versicherungsgesellschaften
- Zuverlässigkeit der Energieversorgung beeinträchtigt
- Veränderungen im Tourismus: Rückgang der natürlichen Schneesicherheit
Informationen zu den genannten und weiteren möglichen Folgen werden im Klimafolgen- und Anpassungsmonitoring des Klimaatlas NRW aufgeführt.
Weitere Informationen
Zum Klima und Klimawandel, den Folgen und Anpassungsstrategien gibt es zahlreiche Informationen. Ein paar Quellen werden hier beispielhaft genannt.
Einen umfassenden Überblick zum Klimawandel, den Ursachen und Auswirkungen liefern die Berichte des "Intergovernmental Panel on Climate Change" (IPCC, auch als "Weltklimarat" bezeichnet), einem Ausschuss der Vereinten Nationen. In regelmäßigen Berichten fassen Wissenschaftler:innen aus aller Welt den aktuellen Forschungsstand zu Klimaveränderungen zusammen und liefern damit eine Grundlage für politische Entscheidungen. Die Berichte und die Internetseiten des IPCC sind in Englisch, Arabisch, Chinesisch, Französisch, Russisch und Spanisch verfügbar; wenige Dokumente werden zusätzlich auf Deutsch bereitgestellt.
Die "World Weather Attribution" ist ein Zusammenschluss von Forschenden verschiedener Forschungseinrichtungen, Universitäten und Organisationen. Das Team untersucht, ob und inwieweit bestimmte Extremwetterereignisse, zum Beispiel Hitzewellen, Stürme oder Starkregen, auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Die Ergebnisse werden (in englischer Sprache) auf einer Internetseite veröffentlicht.
In Deutschland forscht unter anderem die Helmholtz-Gemeinschaft an mehreren Instituten zu verschiedenen Aspekten des Klimawandels, etwa den Ursachen, Auswirkungen und Anpassungsmöglichkeiten. Einige der wichtigsten Erkenntnisse werden jährlich in einem Faktenpapier veröffentlicht.
Am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung arbeiten Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen zusammen. So sollen Lösungsansätze entwickelt werden, um unter anderem die Nachhaltigkeit weltweit zu stärken und die Klimazukunft sicherer und gerechter zu gestalten.
- Weiter zum IPCC (nicht barrierefrei, nicht auf Deutsch verfügbar)
- Weiter zur World Weather Attribution (englisch)
- Weiter zum Forschungsbereich Erde und Umwelt der Helmholtz-Gemeinschaft (nicht barrierefrei)
- Weiter zum Faktenpapier Klimawandel (nicht barrierefrei)
- Weiter zum Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Weitere Informationen aus und über NRW
Wie sich das Klima in NRW verändert, zeigt der Klimaatlas. Dieser wird vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz veröffentlicht und ermöglicht mittels einer Kartenanwendung auch die Darstellung kleinräumiger Veränderungen.
Auch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW hat Informationen zum Klimawandel gesammelt, ein Fokus liegt auf möglichen Anpassungsstrategien. Das Ministerium stellt außerdem die Großlandschaften und ihre Betroffenheit durch den Klimawandel vor.