Beschäftigung und Arbeitsmarkt
Wie viele Menschen arbeiten? Wie viele sind arbeitslos? Und was sagt das über die Wirtschaft vor Ort aus? Wo gibt es innerhalb Westfalens Unterschiede?
Auf dieser Seite sind Informationen zur Erwerbstätigkeit und zur Arbeitslosigkeit zusammengestellt.
Begriffe kurz erklärt
Wer gehört zu den Erwerbstätigen? Und wer sind die Beschäftigten? Welche Unterschiede gibt es?
Hier befindet sich eine Sammlung mit kurzen Definitionen zu den Erwerbstätigen, Beschäftigten sowie den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.
Erwerbstätige
Die Bundesarbeitsagentur schreibt: "Zu den 'Erwerbstätigen' … zählen …:
- sozialversicherungspflichtig Beschäftigte,
- geringfügig Beschäftigte,
- Selbstständige beziehungsweise mithelfende Familienangehörige,
- Beamte und Beamtinnen sowie
- Soldaten und Soldatinnen
die als Arbeitnehmer:innen eine auf wirtschaftlichen Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben, unabhängig vom Umfang dieser Tätigkeit."
Beschäftigte
Die Bundesagentur für Arbeit schreibt: "'Beschäftigte' ... sind sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigte. Zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zählen insbesondere
- Auszubildende,
- Altersteilzeitbeschäftigte,
- Praktikanten,
- Werkstudenten,
- Personen, die aus einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis zur Ableistung von gesetzlichen Dienstpflichten (z. B. Wehrübung) einberufen werden,
- Behinderte Menschen in anerkannten Werkstätten oder gleichartigen Einrichtungen …,
- Personen in Einrichtungen der Jugendhilfe, Berufsbildungswerken oder ähnlichen Einrichtungen für behinderte Menschen … sowie
- Personen, die ein freiwilliges soziales, ein freiwilliges ökologisches Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst ableisten ..."
Beamtinnen und Beamte, Selbstständige, Berufs- und Zeitsoldaten und -soldatinnen, sowie Wehr- und Zivildienstleistende gehören nicht zur Gruppe der Beschäftigten.
Arbeitnehmer:innen
Im Unterschied zu den Erwerbstätigen schließt die Gruppe der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Selbstständigen nicht mit ein. Das Statistische Bundesamt schreibt: "Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer üben ihre Haupttätigkeit auf vertraglicher Basis für eine Arbeitgeberin beziehungsweise einen Arbeitgeber in einem abhängigen Arbeitsverhältnis aus und erhalten hierfür eine Vergütung (Arbeitnehmerentgelt: Lohn beziehungsweise Gehalt). … Im Einzelnen zählen hierzu
- sozialversicherungspflichtig Beschäftigte,
- Personen in beruflicher Ausbildung einschließlich Praktikantinnen und Praktikanten sowie Volontärinnen und Volontäre,
- geringfügig entlohnte und kurzfristig Beschäftigte,
- Beamtinnen und Beamte,
- Richterinnen und Richter,
- Soldatinnen und Soldaten,
- Personen im freiwilligen Wehrdienst und Freiwilligendienst,
- Personen in Beschäftigungsprogrammen (zum Beispiel von den Arbeitsagenturen geförderte Beschäftigungen),
- Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter,
- Heimarbeiterinnen und Heimarbeiter,
- Anteilseignerinnen und Anteilseigner von Kapitalgesellschaften, wenn sie in diesen Gesellschaften arbeiten,
- Führungskräfte und
- Hauspersonal.
Personen, die vorübergehend nicht arbeiten, gelten ebenfalls als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sofern sie formell mit ihrem Arbeitsplatz verbunden sind (Urlaub, Krankheit, Elternurlaub, Altersteilzeit in Freistellungsphase und so weiter)."
Erwerbstätigkeit und Beschäftigung
Wie der Arbeitsmarkt in einer Region aussieht, kann anhand der Erwerbstätigen und Beschäftigten abgebildet und zum Beispiel nach Branchenzugehörigkeit oder Alter unterschieden werden.
In Westfalen leben immer mehr Erwerbstätige und Beschäftigte. Die meisten Menschen arbeiten im Dienstleistungssektor. Der Frauenanteil lag 2023 unter den Beschäftigten bei 45,2 Prozent, wobei die Zahl der beschäftigten Frauen zuletzt stärker gestiegen war als die der Männer. Dass die Bevölkerung insgesamt älter wird, kommt zunehmend auch auf dem Arbeitsmarkt an: Fast die Hälfte aller Beschäftigten, mehr als 46 Prozent, ist inzwischen 45 Jahre alt oder älter.
Erwerbstätige
Rund 4,3 Millionen Erwerbstätige leben in Westfalen, ihre Zahl nimmt weiter zu: Zwischen 2011 und 2020 stieg die Zahl der Erwerbstätigen um fast sieben Prozent.
Die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen verlief innerhalb Westfalens nicht überall gleich. In den Regierungsbezirken Münster und Detmold wuchs die Zahl der Erwerbstätigen zum Beispiel stärker als im Regierungsbezirk Arnsberg.
Besonders kräftig stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Kreis Gütersloh (um plus 16,3 Prozent) und in den kreisfreien Städten Münster (14,3 Prozent) und Bielefeld (13,3 Prozent). In zwei kreisfreien Städten, in Hagen (um minus 3,2 Prozent) und Bottrop (minus 2,1 Prozent), ist die Zahl der Erwerbstätigen hingegen gesunken.
Die meisten Erwerbstätigen sind als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angestellt. Deren Anteil ist in den vergangenen Jahren gewachsen; im Jahr 2011 waren 90,5 Prozent der Erwerbstätigen Arbeitnehmer:innen, 2020 waren es 92,1 Prozent.
Weniger als jede:r zehnte Erwerbstätige selbstständig
Die übrigen Erwerbstätigen arbeiten als Selbstständige. Da die Gruppe der Arbeitnehmer:innen zwischen 2011 und 2020 größer wurde, schrumpfte der Anteil der Selbstständigen in Westfalen auf knapp acht Prozent.
Den höchsten Anteil Selbstständiger gab es mit knapp über zehn Prozent in den Kreisen Coesfeld und Höxter, im Ennepe-Ruhr-Kreis sind rund neun Prozent aller Erwerbstätigen selbstständig.
Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren
Es können drei Wirtschaftssektoren unterschieden werden: die Landwirtschaft (erster), die Industrie (zweiter) und das Dienstleistungsgewerbe (dritter Sektor).
Welche Bedeutung den einzelnen Sektoren zukommt, verändert sich im Verlauf der Zeit. Langfristig wachsen Volkswirtschaften, wobei mit dem Wachstum ein Strukturwandel eintritt; vormals landwirtschaftlich und agrarisch geprägte Länder und Gesellschaften werden erst zu Industrie- und später zu Dienstleistungsgesellschaften.
In Westfalen arbeiten fast 73 Prozent aller Erwerbstätigen im Dienstleistungsgewerbe, der Anteil ist etwas kleiner als im NRW- und im deutschlandweiten Durchschnitt. Im Produzierenden Gewerbe arbeitet mehr als jede:r vierte Erwerbstätige und damit mehr als in NRW oder Deutschland. Eine:r von 100 Erwerbstätigen in Westfalen arbeitet in der Land- und Forstwirtschaft oder der Fischerei.
Land-, Forstwirtschaft und Fischerei
Genau 43.650 Menschen arbeiteten 2020 in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei. Das waren rund 500 Erwerbstätige weniger als 2011. Die Erwerbstätigen des ersten Sektors machen unter allen Erwerbstätigen mit nur einem Prozent den mit Abstand kleinsten Anteil aus.
Die meisten Erwerbstätigen des ersten Sektors arbeiten im Münsterland, auch wenn die Zahl der Arbeitskräfte dort zwischen 2011 und 2020 zurückging. In OWL sind weniger Menschen in der Land-, Forstwirtschaft und der Fischerei tätig als im Münsterland, aber die Zahl der Arbeitskräfte stieg zwischen 2011 und 2020. Auch in NRW stieg die Zahl der Erwerbstätigen im ersten Sektor, wenn auch nur sehr geringfügig.
In den Kreisen Coesfeld (3,4 Prozent aller Erwerbstätigen), Warendorf (3,1 Prozent) und Höxter (2,7 Prozent) arbeiten die meisten Menschen in der Landwirtschaft. Ihr Anteil liegt dort rund dreimal so hoch wie im westfälischen Durchschnitt.
Produzierendes Gewerbe
Zu den Erwerbstätigen im produzierenden Gewerbe zählen vor allem Arbeiter:innen aus der Industrie, aber auch Menschen, die im Bergbau, im Baugewerbe oder in der Wasser- und Energieversorgung arbeiten.
In Westfalen arbeiten mehr als eine Million Menschen im produzierenden Gewerbe, das ist rund jede:r vierte Erwerbstätige. Die Zahl der Arbeitskräfte im produzierenden Gewerbe wächst weiter: Während in NRW 2020 rund 2,6 Prozent mehr Menschen im produzierenden Gewerbe tätig waren als 2011, gab es in Westfalen etwa 4,6 Prozent mehr Erwerbstätige. Einen besonders kräftigen Zuwachs verzeichnete der Regierungsbezirk Detmold, dort arbeiteten 2020 fast 12 Prozent mehr Menschen im produzierenden Gewerbe als 2011.
NRW ist die stärkste Industrieregion Europas. Die Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe erwirtschaften mehr als ein Viertel der Wirtschaftsleistung NRWs und stellen rund jeden vierten Arbeitsplatz. In Westfalen arbeiten über 26 Prozent aller Erwerbstätigen im produzierenden Gewerbe und auch die Wertschöpfung liegt über dem NRW-Durchschnitt.
Lange Zeit galt insbesondere das Ruhrgebiet als "industrielles Herz NRWs", mittlerweile sind es insbesondere die Kreise Westfalens. In den Kreisen Olpe und Gütersloh und im Märkischen Kreis arbeiten rund 40 Prozent aller Erwerbstätigen im produzierenden Gewerbe. Auch in den meisten anderen Kreisen sind überdurchschnittlich viele Erwerbstätige im produzierenden Gewerbe beschäftigt. In den kreisfreien Städten, auch im Ruhrgebiet, arbeiten weniger Menschen in der Industrie als im westfalenweiten Durchschnitt. Insgesamt arbeiten in Südwestfalen mehr als 37 Prozent aller Erwerbstätigen im produzierenden Gewerbe, das sind mehr als in den anderen Teilregionen und fast doppelt so viele wie im Ruhrgebiet.
Die meisten Menschen, die im produzierenden Gewerbe arbeiten, sind in Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes tätig, etwa jede:r fünfte arbeitet im Baugewerbe.
Dienstleistungsgewerbe
Das Dienstleistungsgewerbe hat in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewonnen, denn sowohl die Zahl der Erwerbstätigen als auch der erwirtschaftete Umsatz steigen. 2020 waren beinahe drei von vier Erwerbstätigen Westfalens im Dienstleistungsgewerbe tätig. Die meisten arbeiteten im Bereich öffentliche und sonstige Dienstleistungen, Erziehung und Gesundheit.
2011 arbeiteten rund 2,9 Millionen Westfälinnen und Westfalen im Dienstleistungssektor, 2020 waren es mehr als 3,1 Millionen. Das entspricht einem Zuwachs von fast acht Prozent. In NRW stieg die Zahl der Erwerbstätigen im dritten Sektor um neun Prozent.
Regional gibt es große Unterschiede: Während in Münster fast 90 Prozent und in Dortmund und Bochum rund 85 Prozent aller Erwerbstätigen im Dienstleistungsgewerbe arbeiten, sind es im Kreis Olpe und im Märkischen Kreis nur etwas mehr als die Hälfte. Dort sind besonders viele Menschen im produzierenden Gewerbe tätig.
Auch in den anderen kreisfreien Städten ist der Anteil der Erwerbstätigen im Dienstleistungsbereich meist größer als in den Kreisen.
Beschäftigte
Wie die Zahl der Erwerbstätigen steigt auch die Zahl der Menschen, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind: 2020 lebten rund 3,1 Millionen Beschäftigte in Westfalen; 2011 waren es 15 Prozent weniger gewesen.
In Westfalen waren 2023 im Durchschnitt 45 Prozent aller Beschäftigten weiblich, 2010 waren es etwa 43 Prozent. Damit gibt es weiterhin mehr Männer unter den Beschäftigten als Frauen, aber die Zahl der beschäftigten Frauen stieg kräftiger an als die der männlichen Beschäftigten.
2020 stagnierten die insgesamt positiven Entwicklungen der Beschäftigtenzahlen, ein Grund dafür war die beginnende Corona-Pandemie. Bereits im Folgejahr nahm die Zahl der Beschäftigten wieder zu, der Trend hält seitdem an, die Entwicklung verliert aber an Dynamik.
Altersstruktur
Neben dem Geschlechterverhältnis ändert sich auch die Altersstruktur unter den Beschäftigten; der demografische Wandel erreicht zunehmend den Arbeitsmarkt.
Im Jahr 2023 war der Großteil aller Beschäftigten (46,4 Prozent) 45 Jahre alt oder älter. Der Anteil der 25- bis 44-Jährigen schrumpfte von 2012 bis 2018 und wächst seitdem wieder langsam, 2023 machten sie 43,3 Prozent aller Beschäftigten aus. Rund jede:r zehnte Beschäftigte ist jünger als 25 Jahre alt, daran änderte sich in den vergangenen Jahren wenig.
Im Münsterland gibt es den höchsten Anteil von Beschäftigten, die jünger als 25 Jahre alt sind. Die meisten Beschäftigten, die zwischen 25 und 44 Jahren alt sind, leben im Ruhrgebiet. In Südwestfalen sind überdurchschnittlich viele Beschäftigte mindestens 45 Jahre alt.
Auch zwischen den Gemeinden gibt es teilweise große Unterschiede. Zum Beispiel sind in Heek (Kreis Borken) lediglich 38 Prozent aller Beschäftigten 45 Jahre alt oder älter und fast 15 Prozent jünger als 25 Jahre. Die Beschäftigten in Heek sind damit jünger als im westfälischen Durchschnitt. Anders in Wadersloh (Kreis Warendorf): Neun Prozent der Beschäftigten sind jünger als 25 Jahre, während fast 54 Prozent mindestens 45 Jahre alt sind.
Schwerbehinderte Menschen in Beschäftigung
Menschen mit Behinderungen sollen auf dem Arbeitsmarkt keine Nachteile aufgrund ihrer Behinderung erfahren. Bei gleicher Eignung sollen sie deshalb möglichst gleichberechtigt oder bevorzugt eingestellt und später ausreichend unterstützt werden.
Größere Arbeitgeber:innen müssen 5 Prozent der Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen besetzen. Wenn Arbeitgeber:innen die Quote nicht erfüllen, werden Ausgleichsabgaben fällig, mit denen unter anderem Hilfsmittel für schwerbehinderte Beschäftigte finanziert werden.
Für Arbeitgeber:innen mit 60 und mehr zu zählenden Arbeitsplätzen ist die Beschäftigungspflicht gesetzlich als Quote (in der Regel 5 Prozent) geregelt. Für Arbeitgeber:innen mit weniger als 60 zu zählenden Arbeitsplätzen gelten andere Regelungen zur Beschäftigungspflicht. So ist gesetzlich festgelegt, dass
- Arbeitgeber:innen mit 20 bis unter 40 Arbeitsplätzen einen schwerbehinderten Menschen und
- Arbeitgeber:innen mit 40 bis unter 60 Arbeitsplätzen zwei schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen haben.
Westfalenweit erfüllt knapp die Hälfte der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ihre Pflicht zur Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen vollständig. Die höchsten Erfüllungsquoten haben der Ennepe-Ruhr-Kreis mit 56,8 Prozent, die Stadt Hagen mit 52,7 Prozent und der Kreis Soest mit 51,3 Prozent. Die niedrigsten Erfüllungsquoten mit je 34,8 Prozent weisen die Städte Bielefeld und Münster auf.
Mit je 49 Prozent liegen unter den Teilregionen Südwestfalen und das Westfälische Ruhrgebiet vorn, in Ostwestfalen-Lippe ist die Quote mit 38,3 Prozent am niedrigsten.
Beschäftigte im öffentlichen Dienst
Fast 323.000 Westfälinnen und Westfalen sind im öffentlichen Dienst beschäftigt.
Bund, Land und Kommunen sind wichtige Arbeitgeber in Westfalen. 2020 arbeiteten genau 322.565 Beschäftigte in unterschiedlichen Bereichen im öffentlichen Dienst und erfüllten dort hoheitliche Aufgaben. Insgesamt ist in Westfalen rund jede:r elfte Beschäftigte im öffentlichen Dienst tätig, das entspricht etwa dem deutschlandweiten Durchschnitt.
Zu den Beschäftigten im öffentlichen Dienst zählen Angestellte sowie Beamtinnen und Beamte verschiedener Berufsgruppen. Sie arbeiten zum Beispiel als Lehrkräfte, Verwaltungspersonal oder Polizistinnen und Polizisten, für die Justiz, die Bundesarbeitsagentur oder Sozialversicherungsträger.
Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit
Wenn viele Menschen in einer Gemeinde, Stadt oder Region einer Arbeit nachgehen und wenig Menschen arbeitslos sind, spricht das für eine gute wirtschaftliche Lage vor Ort.
In Krisenzeiten steigen die Arbeitslosenzahlen oftmals an, wenn sich die Wirtschaft erholt, geht die Arbeitslosenquote meist zurück. In den vergangenen Jahren wurde die Wirtschaft teilweise vor große Herausforderungen gestellt; unter anderem die Euro- und Finanzkrise oder die Corona-Pandemie beeinflussten das Leben der Menschen, die Situation der Unternehmen und die allgemeine wirtschaftliche Lage weltweit.
Begriffe kurz erklärt
Wer wird als arbeitslos gezählt? Wie entsteht die Arbeitslosenquote?
Arbeitslose
Die Bundesagentur für Arbeit schreibt: "Arbeitslose sind Personen, die vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen oder nur eine weniger als 15 Stunden wöchentlich umfassende Beschäftigung ausüben, eine versicherungspflichtige, mindestens 15 Stunden wöchentlich umfassende Beschäftigung suchen, den Vermittlungsbemühungen der Agentur für Arbeit oder des Jobcenters zur Verfügung stehen, also arbeiten dürfen, arbeitsfähig und -bereit sind, … nicht jünger als 15 Jahre sind und die Altersgrenze für den Renteneintritt noch nicht erreicht haben, sich persönlich bei einer Agentur für Arbeit oder einem Jobcenter arbeitslos gemeldet haben."
Arbeitslosenquote
Zur Arbeitslosenquote schreibt die Bundesarbeitsagentur: "Die Arbeitslosenquote zeigt die relative Unterauslastung des Arbeitskräfteangebots an, indem sie die (registrierten) Arbeitslosen zu den Erwerbspersonen (= Erwerbstätige + Arbeitslose) als Quoten in Beziehung setzt."
Arbeitslosigkeit
2023 waren in Westfalen rund 6,6 Prozent aller Erwerbspersonen arbeitslos gemeldet, wobei die Arbeitslosigkeit regional unterschiedlich verteilt war.
2013 waren in Westfalen mehr als 338.000 Menschen arbeitslos gemeldet, die Arbeitslosenquote lag bei 7,6 Prozent. Bis 2019 sank die Zahl auf rund 278.000 Menschen und die Quote ging auf 5,9 Prozent zurück. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie stieg die Zahl der Arbeitslosen und es gab zudem mehr Kurzarbeiter:innen.
Insgesamt liegt die Arbeitslosenquote in Westfalen im betrachteten Zeitraum durchgehend unter der von NRW.
2023 waren 6,6 Prozent der Erwerbspersonen in Westfalen arbeitslos, in NRW lag die Arbeitslosenquote bei 7,2 Prozent. Im Ruhrgebiet ist die Arbeitslosigkeit vielerorts höher als im Durchschnitt von Westfalen und NRW, während sie im Münsterland, in OWL und Südwestfalen (deutlich) darunterliegt.
In Gelsenkirchen waren 2023 zum Beispiel etwa 14,6 Prozent der Erwerbspersonen arbeitslos gemeldet, in Hagen, Herne und Dortmund jeweils rund 11 Prozent. Im Kreis Coesfeld liegt die Arbeitslosenquote hingegen bei 3,5 Prozent. Damit hat der Kreis Coesfeld die niedrigste und Gelsenkirchen die höchste Arbeitslosenquote im gesamten Bundesland.
Langzeitarbeitslosigkeit
Besonders schwierig ist die Arbeitssuche für Menschen, die bereits seit mindestens einem Jahr ohne Arbeit sind und damit als langzeitarbeitslos gelten.
Lange Zeit machten die Langzeitarbeitslosen rund 42 Prozent aller arbeitslosen Personen aus. 2020, mit dem Beginn der Corona-Pandemie, ging der Anteil auf etwa 37 Prozent zurück. Dieser Rückgang lässt sich vor allem mit einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit insgesamt erklären.
Im Jahr 2021 ging die Arbeitslosenquote insgesamt wieder etwas zurück, der Anteil der Langzeitarbeitslosen stieg jedoch auf knapp 46 Prozent. Einige der Personen, die 2020 ihre Arbeit verloren hatten, konnten also vermutlich nicht an ihre letzte Arbeitsstelle zurück und fanden auch keine neue, sodass sie 2021 bereits als langzeitarbeitslos galten.
Arbeitslosigkeit von verschiedenen Personengruppen
Manche Merkmale, wie etwa das Alter, das Geschlecht oder die Herkunft, können das Risiko, arbeitslos zu sein, erhöhen.
Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft sind überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit betroffen und Männer häufiger als Frauen. Während die Jugendarbeitslosigkeit zurückgeht, wird der Anteil der Arbeitslosen, die älter als 55 Jahre sind, größer.
… in verschiedenen Altersgruppen
Die Arbeitslosenquoten der Menschen, die jünger als 25 Jahre waren, und die der Menschen, die älter als 55 Jahre waren, schwankten in den vergangenen Jahren, gingen aber insgesamt zurück.
Die altersmäßige Zusammensetzung der Arbeitslosen verändert sich, das liegt auch an der Alterung der gesamten Gesellschaft. 2023 war mehr als jede:r fünfte Arbeitslose (rund 23 Prozent) älter als 55 Jahre; rund neun Prozent aller Arbeitslosen waren jünger als 25 Jahre. Insbesondere 2020 und 2021 wurde der Anteil der älteren Arbeitslosen größer. Menschen, die älter als 55 Jahre sind, sind im Durchschnitt länger arbeitslos als jüngere Menschen oder finden sogar keine neue Arbeitsstelle mehr.
Auffällig ist die räumliche Verteilung: Insbesondere in Kreisen und kreisfreien Städten, die insgesamt eine niedrige Arbeitslosenquote aufweisen, sind überdurchschnittlich viele Arbeitslose jünger als 25 und älter als 55 Jahre.
… nach Herkunft
Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit betroffen: Während nicht einmal 13 Prozent der Westfälinnen und Westfalen als Ausländer:innen gelten, machen sie rund ein Drittel aller Arbeitslosen aus.
Dieser Anteil wurde in den vergangenen Jahren stetig größer. 2010 besaß weniger als jede:r fünfte Arbeitslose nicht die deutsche Staatsangehörigkeit, bis 2023 war ihr Anteil auf 39 Prozent angestiegen.
Besonders groß ist der Anteil der Ausländer:innen unter allen Arbeitslosen im Ruhrgebiet. 2021 hatten mehr als 40 Prozent aller Arbeitslosen in Gelsenkirchen, Dortmund und Hagen nicht die deutsche Staatsbürgerschaft. Damit liegt der Anteil der Ausländer:innen unter den Arbeitslosen etwa doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung des Ruhrgebiets. In den anderen Teilregionen liegt der Anteil etwa dreimal so hoch, zum Beispiel im Münsterland, wo zehn Prozent der Bevölkerung und mehr als 29 Prozent der Arbeitslosen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben.
Insgesamt ist die Arbeitslosenquote unter Ausländerinnen und Ausländern (deutlich) höher als die Quote unter deutschen Staatsangehörigen.
Im Vergleich zu 2019 wuchs der Anteil der ausländischen Arbeitslosen während der Corona-Pandemie deutlich an, ausländische Arbeitskräfte waren also überdurchschnittlich stark von Entlassungen betroffen.
… nach Geschlecht
Männer sind häufiger arbeitslos als Frauen: In Westfalen waren von allen weiblichen Erwerbspersonen 2023 rund 6,5 Prozent arbeitslos, bei den Männern waren es etwa 6,7 Prozent. Die Quoten gleichen sich derzeit an.
2021 waren rund 44 Prozent der Arbeitslosen Frauen. In den vergangenen Jahren ging der Frauenanteil unter den Arbeitslosen zurück.