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Grafik, auf der unter anderem Menschen im Gespräch, am Schreibtisch oder beim Tragen von Kisten sowie eine Fabrik zu sehen sind

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen

Wie steht die westfälische Wirtschaft insgesamt da? Welcher Wirtschaftszweig ist besonders wichtig? Gibt es bei der wirtschaftlichen Situation zwischen den Kreisen und kreisfreien Städte Unterschiede?

Den größten Anteil zur Wertschöpfung trägt der Dienstleistungsbereich bei, 2021 waren es rund 67 Prozent. Im produzierenden Gewerbe (der Industrie) werden rund 32 Prozent der Wertschöpfung umgesetzt. Die Land-, Forstwirtschaft und Fischerei hat einen Anteil von weniger als einem Prozent.

In Westfalen ist die Industrie stärker vertreten als im NRW-weiten Durchschnitt, besonders in den Kreisen im Süden und Osten. In den kreisfreien Städten ist hingegen der Dienstleistungssektor besonders wichtig für die Wertschöpfung.

Mithilfe der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen soll das wirtschaftliche Geschehen abgebildet werden. Dafür werden das Bruttoinlandsprodukt und die Wertschöpfung betrachtet, sodass Unterschiede innerhalb Westfalens und zwischen den Wirtschaftszweigen aufgezeigt werden können.

Definition und Berechnung

Um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu bewerten, kann das Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrachtet werden. Das BIP gilt als wichtigster Indikator zur Beschreibung und Bewertung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und des Wohlstands.

Hier soll kurz erklärt werden, wie das BIP berechnet wird, wie die Wirtschaft in NRW und Deutschland eingeschätzt wird und wie aussagekräftig die Kennzahl ist.

Definition BIP

Das Statistische Bundesamt erklärt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) so: "Das Bruttoinlandsprodukt … ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum. Es misst den Wert der im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen (Wertschöpfung), soweit diese nicht als Vorleistungen für die Produktion anderer Waren und Dienstleistungen verwendet werden. Das … BIP wird in jeweiligen Preisen und preisbereinigt … errechnet. … Die Veränderungsrate des ... Bruttoinlandsprodukts … dient als Messgröße für das Wirtschaftswachstum der Volkswirtschaften. Das … BIP ist damit die wichtigste Größe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen …"

Es gibt in Deutschland zwei Methoden, um das BIP zu berechnen. "In der Entstehungsrechnung (Produktionsansatz) wird das ... BIP ermittelt, indem die Wertschöpfung aller Produzenten als Differenz zwischen dem Wert der produzierten Waren und Dienstleistungen (Produktionswert) und dem Vorleistungsverbrauch berechnet wird und dann die Gütersteuern (wie Tabak-, Mineralöl- oder Mehrwertsteuer) hinzugefügt und die Gütersubventionen abgezogen werden. ... Eine andere Möglichkeit, das ... BIP zu errechnen, setzt an der Nachfrageseite an. Im Rahmen der Verwendungsrechnung (Ausgabenansatz) werden die Ausgaben für die Endverwendung von Waren und Dienstleistungen ermittelt, das heißt private und staatliche Konsumausgaben, Investitionen sowie Außenbeitrag (= Exportüberschuss = Exporte minus Importe)."

Definition BWS

Zur (Brutto-)Wertschöpfung (BWS) schreibt die Bundeszentrale für politische Bildung: Die BWS ist "die Summe der in einem bestimmten Zeitraum in den einzelnen Wirtschaftsbereichen der Volkswirtschaft hergestellten Güter und Leistungen. In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird die Wertschöpfung als Bruttowertschöpfung aus den ... hergestellte[n] Gütermengen zu jeweiligen Marktpreisen abzüglich der Vorleistungen der einzelnen Wirtschaftsbereiche berechnet."

Deutschland und NRW

Deutschland stand im Jahr 2021 mit einem BIP von rund 4.300 Milliarden US-Dollar im internationalen Ranking auf Platz vier der weltweit größten Volkswirtschaften. Vor Deutschland liegen die USA mit einem BIP von etwa 23.000 Milliarden US-Dollar, China (BIP von knapp 18.000 Milliarden US-Dollar) und Japan (rund 5.000 Milliarden US-Dollar). Es folgen Großbritannien, Indien, Frankreich, Italien, Kanada und Südkorea.

NRW erwirtschaftete im Jahr 2021 ein BIP von 733 Milliarden Euro, das entspricht rund einem Fünftel der deutschen Wirtschaftsleistung. Damit ist NRW (vor Bayern und Baden-Württemberg) das wirtschaftsstärkste Bundesland in Deutschland. Die Wirtschaftskraft von NRW ist größer als die von Staaten wie der Türkei, Saudi-Arabien, der Schweiz, Belgien oder Schweden.

Kritik am BIP

Das BIP ist zwar die bekannteste Kennzahl, um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und den Wohlstand eines Landes abzubilden, dennoch gibt es am Indikator auch Kritik.

So wird zum Beispiel kritisiert, dass die Folgen von wirtschaftlichem Wachstum nicht berücksichtigt werden, etwa die negativen Auswirkungen auf die Umwelt oder das Klima. Zudem können negative Ereignisse das BIP positiv beeinflussen (ein Autounfall verursacht zum Beispiel Kosten für eine Autoreparatur und eine ärztliche Behandlung und treibt so das BIP in die Höhe). Arbeit, die ohne Einkommen geleistet wird, insbesondere Sorge- oder Hausarbeit, wird vom BIP nicht erfasst. Es wird zudem nicht berücksichtigt, wie der Wohlstand verteilt ist und ob etwa große soziale Ungleichheit herrscht.

Wirtschaftliche Situation

Zwischen 1991 und 2020 ist die Bruttowertschöpfung in Westfalen und NRW um ungefähr 90 Prozent gewachsen.

In Westfalen betrug die Bruttowertschöpfung im Jahr 2020 rund 266.000 Millionen Euro, das entspricht rund 42 Prozent der gesamten Wertschöpfung von NRW. Der Anteil der Wirtschaftsleistung, der in Westfalen erbracht wird, veränderte sich in den letzten drei Jahrzehnten kaum.

Während die gesamte Wertschöpfung zwischen 1991 und 2020 insgesamt um fast 90 Prozent größer wurde, wuchs das BIP pro erwerbstätiger Person um rund 60 Prozent.

2021 lag das BIP je erwerbstätiger Person im deutschlandweiten Durchschnitt bei 80.074 Euro, in Westfalen bei durchschnittlich 72.284 Euro pro Person. Nur in den Kreisen Minden-Lübbecke und Gütersloh lag das BIP pro Person über dem deutschlandweiten Durchschnitt; in Münster, Gelsenkirchen und Dortmund und den Kreisen Soest, Olpe und Unna sowie dem Märkischen Kreis lag es über dem westfälischen Durchschnitt.

Das niedrigste BIP pro Person wies Bottrop auf, das höchste gibt es im Kreis Gütersloh.

Karte zeigt das BIP je Erwerbstätigen in den Kreisen und kreisfreien Städten Westfalens im Jahr 2021

Je dunkler die Einfärbung, desto höher ist das BIP je erwerbstätiger Person in den Kreisen und kreisfreien Städten. Der Indikator gilt als ein Maß für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.

Karte zeigt das verfügbare Einkommen der Haushalte je Einwohner:in im Jahr 2021

Einkommen der Haushalte

Wie viel Geld können private Haushalte für Konsum, zum Sparen oder Investieren verwenden?

Im Jahr 2021 standen den Einwohnerinnen und Einwohnern Westfalens (nach Abzug der Steuern und Sozialbeiträge) durchschnittlich 23.520 Euro zur Verfügung, NRW-weit waren es rund 300 Euro mehr.

Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte ist regional unterschiedlich in Westfalen verteilt: Am meisten Einkommen haben Menschen im Kreis Olpe zur Verfügung, es folgen der Kreis Gütersloh und der Hochsauerlandkreis.

Niedrige Haushaltseinkommen im Ruhrgebiet

Die Haushalte mit dem niedrigsten Einkommen in NRW gehören (mit einer Ausnahme) alle zum Ruhrgebiet. Außer im Ennepe-Ruhr-Kreis und in Mühlheim liegt das verfügbare Haushaltseinkommen der Kreise und kreisfreien Städte dort unterhalb des westfälischen Durchschnitts.

Die Spanne zwischen dem höchsten und niedrigsten Einkommen ist groß: Während Haushalte im Kreis Olpe im Jahr 2021 pro Person 27.529 Euro zur Verfügung stehen hatten, waren es in Gelsenkirchen lediglich 17.924 Euro. Die Unterschiede zwischen dem verfügbaren Einkommen im Kreis Olpe und in Gelsenkirchen wurden in den letzten zehn Jahren größer: 2010 hatten Einwohner:innen aus Gelsenkirchen rund 63 Prozent des Einkommens der Einwohner:innen des Kreises Olpe zur Verfügung, 2019 waren es noch etwa 55 Prozent.

Steigende Löhne

Wie viel Geld die Haushalte zur Verfügung stehen haben, hängt insbesondere vom Gehalt der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab. Im Vergleich zum Jahr 2000 lagen die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer:innen 2020 rund 40 Prozent höher. Die im Durchschnitt höchsten Gehälter wurden im Regierungsbezirk Arnsberg gezahlt.

Seit 2020 stiegen die Löhne weiter, allerdings nicht so deutlich wie die Verbraucherpreise – die Reallöhne wurden zwischen 2020 und 2022 jährlich kleiner: Die Arbeitnehmer:innen bekamen zwar mehr Gehalt, konnten sich davon allerdings weniger leisten. Von den Preissteigerungen waren Haushalte mit einem niedrigen Einkommen überdurchschnittlich stark betroffen.

Wertschöpfung in verschiedenen Wirtschaftszweigen

Der größte Teil der Wertschöpfung wird im Dienstleistungssektor erwirtschaftet, es folgt das produzierende Gewerbe. Die Landwirtschaft macht mittlerweile nicht einmal ein Prozent der gesamten Wertschöpfung aus.

Der wichtigste Wirtschaftszweig ist der Dienstleistungsbereich: Mehr als 67 Prozent der gesamten Wertschöpfung werden im dritten Sektor erwirtschaftet. An zweiter Stelle steht die Industrie, die nahezu 32 Prozent der Wertschöpfung einbringt. Die Land-, Forstwirtschaft und Fischerei erwirtschaftet westfalenweit nicht einmal ein Prozent der gesamten Wertschöpfung.

Dienstleistungssektor

In nahezu allen Kreisen und kreisfreien Städten Westfalens wird der Großteil der Wertschöpfung im Dienstleistungsbereich erwirtschaftet. In Münster, Bochum und Dortmund machen Dienstleistungen sogar zwischen 80 und 90 Prozent der gesamten Wertschöpfung aus – in den kreisfreien Städten ist der Dienstleistungssektor also besonders wichtig.

Karte zeigt den Anteil des Dienstleistungsbereichs an der Wertschöpfung in den Kreisen und kreisfreien Städten im Jahr 2021

Je dunkler die Einfärbung der Kreise und kreisfreien Städte, desto höher ist der Anteil, den Dienstleistungen zur Wertschöpfung beitragen.

Produzierendes Gewerbe

In Westfalen, insbesondere im Süden und Osten, hat das produzierende Gewerbe eine hohe Bedeutung. Rund 32 Prozent der gesamten Wertschöpfung Westfalens werden im produzierenden Gewerbe erwirtschaftet, in NRW sind es insgesamt etwa 27 Prozent.

Im Ruhrgebiet, das lange als "industrielles Herz" Europas galt, wurde 2019 nur knapp ein Viertel der Wertschöpfung (und damit weniger als im NRW-weiten Durchschnitt) im zweiten Sektor umgesetzt. Die industrielle Kernregion NRWs liegt also nicht länger im Ruhrgebiet, sondern eher in Süd- oder Ostwestfalen. Ganz besonders gilt das für den Kreis Olpe: Der Kreis Olpe ist der einzige Kreis in NRW, in dem mehr als die Hälfte der gesamten Wertschöpfung in Industriebetrieben erwirtschaftet wird.

Im Kreis Gütersloh wird NRW-weit am meisten Wertschöpfung pro Person (im Jahr 2020 rund 20.900 Euro) im produzierenden Gewerbe erwirtschaftet. Es folgen Leverkusen (Rheinland) und der Märkische Kreis (Westfalen) (etwa 15.100 Euro pro Person).

Karte zeigt den Anteil des produzierenden Gewerbes an der Wertschöpfung in den Kreisen und kreisfreien Städten Westfalens im Jahr 2021

In den dunkel eingefärbten Kreisen und kreisfreien Städten ist der Anteil des produzierenden Gewerbes an der Wertschöpfung besonders hoch.

Weitere Informationen

Die Geographische Kommission für Westfalen hat in einem Artikel das Lohn- und Gehaltsniveau in Westfalen beschrieben und einige Entwicklungen erläutert.

Der statistische Landesbetrieb IT.NRW hat dargestellt, wie und in welchem Umfang Haushalte mit unterschiedlichen Einkommen 2021 von den Preissteigerungen für Lebensmittel und Energie betroffen waren.

IT.NRW und das NRW-Ministerium für Gleichstellung wollen mit dem Lohnatlas NRW Transparenz bezüglich der Bezahlung von Männern und Frauen schaffen, indem dort Lohn(un)gleichheiten zwischen den Geschlechtern aufgezeigt werden.

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